Finanzen in Willich Externe Faktoren bestimmen den Haushaltsansatz

Willich · Dem Rat liegt der Willicher Haushalt für 2024 vor. Der Fehlbetrag von acht Millionen Euro macht Sorgen. Wie kommt er zustande, und was ist die Prognose?

Die neu gebaute Kita Bullerbü. Der Kitaneubau nähert sich seinem Ende, das entlastet zukünftige Haushalte.

Foto: Norbert Prümen

(svs) Der Willicher Haushalt für 2024 liegt dem Rat seit Mittwoch vor. Er weist einen Fehlbetrag von acht Millionen Euro auf. Erträgen von 183,8 Millionen Euro (davon 15,3 Millionen Finanzerträge) stehen 191,48 Millionen Euro Aufwendungen gegenüber. Mit einigen kleineren weiteren Effekten liegt das Ergebnis bei minus 8,04 Millionen Euro. Dieses soll in den kommenden Besprechungen und den unterjährigen Planungen im Jahr 2024 so weit wie möglich verbessert werden. Ein Ausgleich ist jedoch, laut Aussage von Kämmerer Raimund Berg, illusorisch. Größte Kostenblöcke sind Personal mit 52,27 Millionen Euro, Investitionen mit 39,47 Millionen (allein 19,69 Mio Baumaßnahmen) und die Keisumlage in Höhe von 28,76 Millionen. Ein starker Kostentreiber beim Personal war der Tarifabschluss im Frühjahr, der die Kosten um zehn Prozent, also rund 4,5 Millionen Euro, in die Höhe trieb. Ein weiteres Problem: Die Finanzierungshilfe, mit der Kosten von Corona und Ukraine-Krieg auf 50 Jahre gestreckt werden können, läuft 2024 aus. Im laufenden Haushalt hatte sie noch 9,71 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen.

Die Investitionstätigkeiten werden in den kommenden Jahren sukzessive sinken. Das hat aber weniger mit der Haushaltslage zu tun als damit, dass gerade im Schul- und Kitabau die Offensive der Stadt zur Erfüllung der Rechtsansprüche im Ganztag und der Kita-Betreuung fast abgeschlossen ist. Damit gehen die Baukosten von 26,1 Millionen im laufenden Jahr auf 19,7 Millionen zurück. Für 2027 sind dann nurmehr sechs Millionen vorgesehen. Schulen und Kitas machen gemeinsam mit der Feuerwehr – auch hier ist die Erneuerung der Gebäude fast abgeschlossen – den Löwenanteil aus (14,2 Millionen Euro). Doch wie sieht die Zukunft aus? Die Haushaltsvorentwürfe für die Jahre 2025 bis 2027 sehen immer noch Fehlbeträge vor. Sie sind naturgemäß noch unkonkret und beruhen weitgehend auf Kennzahlen des Landes für Kostenentwicklung und Steuerschätzung. Aktuell lautet der Plan für 2025 einen Verlust von gut 6,9 Millionen. 2026 sind es 3,1 Millionen und 2027 immer noch 1,55 Millionen Euro. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die aktuelle Ausgleichsrücklage von 19 Millionen Euro im Jahr 2027 aufgebraucht wäre. Das wiederum bedingt möglicherweise genehmigungspflichtige Haushalte und mithin den Verlust der Haushaltsautonomie. Darum ist es nun das oberste Ziel der Kämmerei, aber auch der Ratsparteien, dies zu verhindern und die Zahlen in den kommenden Jahren zu verbessern. Für den Bürger bedeutet das, dass auch einige freiwillige Leistungen der Stadt künftig wegfallen könnten. Eine Liste der 140 Leistungen legte die Kämmerei dem Rat vor. Größte Kostenblöcke neben den kaum veränderbaren Bereichen Personal und Kreisumlage – mit zusammen 81 Millionen Euro machen diese Fixkosten immerhin rund 42 Prozent der Ausgaben 2024 aus – sind die Bereiche Tagesbetreuung für Kinder (14,4 Millionen), Schulträgeraufgaben (14,3 Millionen), Wirtschaftliche Jugendhilfe (7,9 Millionen) und Soziale Hilfe (4,3 Millionen).

(svs)