Tönisvorst Die Entscheidung steht an: Gibt’s eine Gesamtschule?

Am Mittwoch muss die Tönisvorster Politik über die Zukunft der Sekundaschule beraten.

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St. Tönis. Wäre Tönisvorsts Schulthema Nummer 1 ein Finale im Spitzentennis, würde es im Publikum vor Spannung knistern. Wer genau hinhört, hört es in der Stadt knistern. In Tönisvorst steht die Entscheidung über die Zukunft der Schullandschaft bevor.

Löst die Gesamtschule die Sekundarschule ab und eröffnet als indirekte Nachfolgerin der Haupt- und Realschul-Ära die Chance auf eine eigene und damit zweite Oberstufe? Muss sich das nach 2008 wiedererstarkte Michael-Ende-Gymnasium (MEG) künftig mit einer Vierzügigkeit begnügen und fürchten, Angebote und Standards herunterschrauben zu müssen? Oder vertraut die Politik auf Nachbesserungen im Kooperationsvertrag, mit denen das Michael-Ende-Gymnasium künftig Sekundarschülern, die nach der Mittleren Reife in die MEG-Oberstufe wechseln, einen sanften Übergang ermöglichen will?

Die Schulkonferenzen der Sekundarschule und des Michael-Ende haben nun ihre Stellungnahmen zu dem Antrag abgegeben, zum Schuljahr 2017/18 die Sekundar- in eine Gesamtschule umzuwandeln. Das Pro und Contra ist den Sitzungsunterlagen zum Schul- und Kulturausschuss, der Mittwoch tagt, angehängt (www.toenisvorst.de).

Die Sekundarschule zeige Stärken, aber auch Grenzen ihrer Schulform auf. Es sei bisher in NRW nicht gelungen, die „Marke“ Sekundarschule als vollwertige und sinnvolle Alternative zur Gesamtschule zu etablieren. Elternzweifel werden umschrieben, die sich in „rückläufigen Anmeldezahlen“ widerspiegelten. Die Abwanderung von leistungsstärkeren Kindern an andere Schulen (mit eigener Oberstufe) wird für die Zukunft befürchtet. Das wirke sich „mittelfristig“ auch auf das Bewerbungsverhalten des Lehrpersonals aus. „Eltern fragen im Schwerpunkt Schulen nach, die für ihre Kinder die größtmöglichen Bildungsoptionen bereithalten und das sind die Schulformen Gymnasium und Gesamtschule“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Gründung einer Gesamtschule lasse eine positive Wirkung auf die Anzahl der auspendelnden Kinder in Tönisvorst erwarten. Die Antragsteller sehen in den Zahlen des Schulentwicklungsplans Platz, Bedarf und Chancen für zwei vierzügige Schulen. Die Schulkonferenz der Sekundarschule spricht sich für eine Befragung der Grundschuleltern aus. Sie sei ein geeignetes Instrument, in der Frage, ob eine Gesamtschule dem Elternwillen entspreche, Klarheit zu schaffen.

Das Michael-Ende beginnt seine Stellungnahme mit einem Leistungskatalog: Europaschule, MINT-Profil, sprachliches Excellenzlabel CertiLingua — Zertifizierungen und Qualitätsstandards, „ein sichtbares Zeichen für die Kontinuität der pädagogischen Arbeit“, so das MEG. Eine Beschränkung auf vier oder sogar drei Züge hätte „erhebliche negative Auswirkungen“. Das MEG prognostiziert eine höhere Auspendlerquote von Kindern mit Gymnasialempfehlung.

Eine Reduzierung der Zügigkeit lässt das Gymnasium eine Verringerung der Angebote und einen Qualitätsverlust befürchten. „Dies kann schulpolitisch nicht gewollt sein.“ Das MEG bietet u.a. an, gymnasialfähigen Schülern schon in der Sekundarstufe I Zugang zum Sprachenangebot zu ermöglichen.

Mit Spannung wird erwartet, welche Schlüsse die Politik zieht. Und welche Argumente die Mehrheit der Grundschuleltern überzeugt. Sie könnten den Match-Point setzen.