Tönisvorst Ein Preis für die Rollstuhl-Schieber

Die Ehrenamtler des Seniorenzentrums sind seit mehr als 33 Jahren aktiv. Die Gruppe sucht dringend Nachwuchs.

Tönisvorst: Ein Preis für die Rollstuhl-Schieber
Foto: Frank Jezierski

Tönisvorst. „Sind alle da?“ Ute Runge blickt sich um, sieht nickende Köpfe, „dann kann’s ja losgehen.“ 16 Rollstühle und Menschen, die sie schieben, setzen sich am Ausgang des Alexianer Seniorenzentrums in Bewegung. Seit über 35 Jahren engagieren sich Ehrenamtler, um gehbehinderten Bewohnern des Zentrums einen Ausflug zu ermöglichen, sie mit Gesprächen zu unterhalten oder einfach eine Tasse Kaffee zu trinken. Am kommenden Montag bekommt die Gruppe dafür den Preis „Helferherzen“, der von der Drogeriekette dm ausgelobt ist.

Seit den ersten Tagen ist Uschi Kleckers dabei. „Ich bin von Tini Stockmanns angesprochen worden, die die Gruppe gegründet hat“, erinnert sie sich. Heute ist Tini 92 Jahre alt, fährt aber immer noch mit dem Fahrrad durch St. Tönis. Ebenfalls so lange mit von der Partie ist Margret Klein, die zielsicher ihre Rollstuhlpartnerin gefunden hat.

Ute Runge hat im Januar die Leitung der Gruppe von Gerda Lentsch übernommen, die sie zuvor 16 Jahre geleitetet hatte. Am Tag des Ausflugs geht Ute Runge durchs Altenzentrum, fragt, wer mitfahren will. Danach erstellt sie eine Liste. Die wiederum muss im Laufe des Tages immer wieder aktualisiert werden. „Manche Senioren wollen dann doch nicht mit, manchmal muss auch ein Schieber absagen“, erzählt sie. Weswegen es neben „Stammschiebern“ auch Springer gibt, Ehrenamtler, die kurzfristig zum Einsatz kommen.

In der Fußgängerzone geht es ein wenig im Zickzack voran, die Schieber versuchen, das Mittelpflaster zu vermeiden, das die Senioren doch sehr durchrütteln würde. „Ich habe hier schon Otto Merkelbach gefahren“, erinnert sich Heinz Bajonschak, der seit 20 Jahren mitmacht. „Noch fühle ich mich topfit und so lange es geht, will ich das machen“, sagt er. Eine Ehrenamtlerin erinnert sich noch gut daran, dass manchmal sogar mit den Rollstühlen bis in den Forstwald gegangen wurde. Das war dann natürlich keine Tour, die in einer einzigen Stunde abgeschlossen war.

Bei den Altenheim-Bewohnern kommt die Aktion gut an. „Sonst käme ich überhaupt nicht mehr raus“, sagt eine alte Dame. „Ich freue mich immer auf diesen Tag“, ergänzt eine andere Bewohnerin.

Währenddessen nehmen die „Paare“ unterschiedliche Wege durch die Innenstadt, um den Kiosk am Pastorswall zu erreichen. Kurz ist die Strecke über die Antoniusstraße, länger ist sie über den Parkplatz an der Willicher Straße. Dann ist am Kiosk beim Weiher verdiente Pause. Langjährige Schieber wie Vinzens Freis, Heinz Peter oder Gerd Pooth bestellen sich etwas zu trinken.

„Der Kiosk ist der einzige Platz in St. Tönis, wo das mit dieser Gruppengröße möglich ist“, sagt Ingrid Grühnke, stellvertretende Gruppenleiterin. Außerdem sei hier die Toilette gut zu erreichen.

Wenn das Wetter nicht gut genug ist, wird die Kaffeepause im Gemeinschaftsraum des Seniorenzentrums eingelegt. Bei Rosinenstütchen und guter Butter. „Das machen zwei Frauen, die nicht mehr schieben können“, sagt Ingrid Grühnke. In unterschiedlichster Form gibt es für die Ehrenamtler immer wieder ein Dankeschön. Etwa am kommenden Dienstag, wenn eine Fahrt mit dem Bus ins Grüne angesetzt ist. Wohin’s geht, wird dabei vorab nicht verraten. Und um die Finanzierung solcher Danke-Veranstaltungen muss sich vorerst niemand Gedanken machen: Der Preis, den die Gruppe am Montag bekommt, ist mit 1000 Euro dotiert.