Willich Zehn Jahre Tafel: Freude und Kritik an der Stadt

Die Verantwortlichen wünschen sich mehr Unterstützung. Und fragten, warum die Stadtspitze nicht beim Jubiläum war.

Willich. Die Kulisse war idyllisch: ein ehemaliger Bauernhof an den Fellerhöfen, Sonnenschein und mit Kuchen eingedeckte Tische. Von außen betrachtet, sah die Feier zum zehnten Geburtstag der Willicher Tafel nach einem harmonischen Fest aus. 85 ehrenamtliche Helfer sollten am Samstag für ihren Einsatz belohnt werden.

Doch hinter den Kulissen brodelte es. Die Tafel ist in mehreren Punkten mit der Verwaltung der Stadt Willich unzufrieden, um es vorsichtig zu formulieren. Sabine Neumann, Vorsitzende der Tafel, und ihr Stellvertreter Klaus Dieter Zober machten ihrem Ärger am Rande des Jubiläums Luft. Besonders groß war die Enttäuschung darüber, dass kein Mitglied der Verwaltungsspitze zum Gratulieren vorbeikam. „Bürgermeister Heyes hätte sich doch mal eine halbe Stunde Zeit nehmen können. Ich weiß nicht, ob er etwas gegen die Tafel hat. Er sollte doch froh sein, dass es uns gibt“, sagte eine Tafel-Mitarbeiterin.

„Herr Heyes und die Sozialdezernentin Frau Schwerdtfeger haben uns abgesagt“, klagte Vorsitzende Neumann. Ohnehin wünscht sich die Tafel eine umfangreichere Förderung durch die Stadt. „Wir bekommen jährlich 500 Euro. Zwischenzeitlich waren es 375. Das ist ein Witz. Unsere jährlichen Fixkosten liegen bei 25 000 Euro“, sagte Zober.

Bald hat die Stadt die Chance eine nennenswerte monetäre Zuwendung zu tätigen. Denn die Tafel schafft zum Ende des Jahres einen neuen Transporter an. Der alte Fiat ist nach fünf Jahren und täglichem Abklappern von gut 20 Lebensmittelspendern 100 000 Kilometer gelaufen. Das neue Modell wird durch einen Rabatt des Händlers finanziert. Zudem hofft die Tafel auf eine Zuwendung aus einem Charity-Projekt des Discounters Lidl.

Auch die Stadt soll finanziell helfen. Ein entsprechender Antrag auf Förderung werde gestellt, so Zober. Bei der Suche nach einer neuen Ausgabestelle für Lebensmittel in Alt-Willich sei die Verwaltung ebenfalls wenig kooperativ, sagt Neumann. Pro Woche gibt es in jedem Stadtteil eine Ausgabe. „In Alt-Willich sind wir in der Jakob-Frantzen-Halle. Dort müssen die Leute bei Wind und Wetter draußen stehen“, sagte Neumann. Ein anderer Ort sei wünschenswert. Ein weiteres Anliegen betrifft die Spenden. „Wenn wir mehr Dauerlebensmittel wie Nudeln, Reis und Kaffee bekommen würden, wäre das gut. Ansonsten sind wir gut aufgestellt“, sagte Neumann.

Trotz der Konfliktfelder mit der Stadt feierte die Tafel einen fröhlichen Geburtstag. Der eine oder andere bekannte Gratulant fand sich an den Fellerhöfen ein. Zum Beispiel der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer. 23 Helfer, die schon zum 40-köpfigen Gründungsteam gehörten, bekamen als Dankeschön für ihr zehnjähriges Engagement eine Tafel-Tasse und Pralinen. Einer von ihnen war Rolf Bauer. Als die Tafel gegründet wurde, sei er gerade Rentner geworden und habe sich zum ehrenamtlichen Einsatz entschlossen. Während der Arbeit gebe es häufig emotionale Momente: „Wenn alleinerziehende Mütter mit Kindern oder Menschen mit Tränen in den Augen bei der Ausgabe vor uns stehen, ist das besonders.“