Straßenbahn Mit der Linie 041 gibt es viel zu entdecken

Tönisvorst/Krefeld. · Die Straßenbahn verbindet St. Tönis mit Krefeld. Eine Fahrt vom Wilhelmsplatz zur Rheinstraße.

Die gut besetzte Bahn der Linie 041 spiegelt sich an der St. Anton-Straße in der Schaufensterscheibe eines leerstehenden Ladenlokals.

Foto: Heribert Brinkmann

Als Autofahrer auf die Straßenbahn umzusteigen, ist ein gehöriger Perspektivwechsel. Über die Krefelder, St. Töniser und St. Anton-Straße quasi immer geradeaus in die Krefelder Innenstadt zu fahren, kennt man auch als Autofahrer. Mit der Straßenbahn kann man die Strecke neu erleben. Plötzlich schaut man nicht mehr auf die Strecke, die vor einem liegt, sondern links und rechts auf die Häuser – und man kann viel entdecken.

Start ist am Wilhelmplatz in St. Tönis. Da gibt es einen Parkplatz mit Parkscheiben-Regelung, allerdings nur für eine Stunde. Für Pendler wäre das nicht geeignet. Mit einem großen Rundkurs fährt die Bahn um den Wilhelmplatz, es geht kurz durch die Kurze Straße, die auch enge Straße heißen könnte, und dann in einer Rechtskurve in die Krefelder Straße. Die Bahn holt dabei so weit aus, dass sie in das Gleis des Gegenverkehrs reicht. Passieren kann da aber nichts. Anfangs ist die Bahn nur wenig besetzt, aber an jeder Haltestelle kommen neue Fahrgäste hinzu.

Die Fahrt führt
durch ein „Niemandsland“

Die Gebäude werden flacher, dann geht es durch ein „Niemandsland“ Richtung Krefeld. Wenn man die Stadtgrenze überfährt, wird aus der Krefelder Straße die St. Töniser Straße. Vorbei geht es am Benrader Obsthof stadteinwärts. An der Haltestelle „Kempener Platte“ beginnt wieder die Wohnbebauung. Auf der linken Seite passieren wir das Hotel garni Westend, wirklich „tief im Westen“ von Krefeld. Die Tankstellen an der Strecke sind nicht teurer als die letzte in St. Tönis. Auf der rechten Seite kommt man am Depot der Stadtwerke vorbei. Am Obergplatz kann man vielleicht in zehn, 20 Jahren auf den Niersexpress RE 10 umsteigen, falls dort die angedachte neue Station gebaut wird. Vor der Eisenbahnbrücke erhebt sich unübersehbar der Büroturm der Stadtwerke-Zentrale. Am Franken-/Preußenring quert die Straßenbahn die Schluff-Gleise, und dann geht es durch die relativ enge St. Anton-Straße, mal öffnet sich der Blick in den Stadtgarten, mal in gerade Seitenstraßen. Die St. Anton-Straße ist nicht gerade das schönste Stadtentree, aber sie macht hungrig. Jede Menge Imbiss-Läden konkurrieren um die Gunst der Kunden: St. Anton-Grill, Bella Vita, Vietnamesische Küche, China/Pizza, Burgerladen, indische Spezialitäten oder Babylon Kebap-Haus.

Beim Kunstspektrum kann man schnell einen Blick durchs Schaufenster werfen (als Autofahrer unmöglich), dann geht es über den Westwall, und jetzt wird es richtig großstädtisch. Wenn man einen Blick auf das Rathaus werfen will, muss man höllisch aufpassen. Seitdem der Neubau der Volksbank fertiggestellt ist, kann man auch nicht mehr ungehindert auf die Dionysius-Kirche schauen. In dieser Ecke hat sich viel verändert, etwa der Forum-Neubau an der Ecke Friedrichstraße. Dann folgt die Betonburg Seidenweberhaus mit dem Theaterplatz – man kennt die Probleme an dieser Stelle. Nachdem die Straßenbahn die ganze Zeit immer geradeaus gefahren ist, macht sie jetzt eine Rechtskurve in den Ostwall. An der Rheinstraße muss man links aussteigen, dann geht’s zurück. hb