Ein Abend im Heimatdialekt

Die Leddschesweäver traten vor 50 Besuchern am Niederheider Hof auf.

Schiefbahn. Viele Sachen lassen sich im Dialekt einfach besser sagen. Davon können sich die rund 50 Zuhörer im Niederheider Hof überzeugen, die am Mittwochabend zum 7. Niederheider Mundartabend gekommen sind. Den führt Joseph Heyer alljährlich zugunsten einer Spende für bedürftige Kinder in Paraguay durch.

Als Gäste sind die „Leddschesweäver“ aus Anrath und Friedrich Kluth dabei. Dieter Reemers bezeichnet sich selbst als „Quotenausländer“. Der gebürtige Dortmunder lebt seit 1967 in Viersen und pflegt die Westfälische Mundart, in der sich die Mentalität der Menschen aus dem Pütt mit der harten Arbeit unter Tage am trefflichsten wiedergeben lässt.

Hans-Josef Heyer erinnert mit einer Geschichte von Hans-Hugo Hanraths daran, dass der aus gesundheitlichen Gründen schon zum zweiten Mal nicht dabei sein kann. In einer anderen erzählt er von der Tochter, die sich als Gymnasiastin ums Hochdeutsche bemüht, bis, ja bis, sie auf die Zinken des Rechens tritt und ihr der Stil ins Gesicht schlägt. Da greift sie verbal doch wieder zur „verdammte Herk“.

Der Dialektausdruck gibt ihrem Frust viel besseren Ausdruck und kommt so richtig von Herzen, wie es das Hochdeutsch nie können wird.

„Ich fühl mich immer wohl, wenn ich platt sprechen kann“, sagt Hans-Josef Heyer, der als „Jupp van de Alper’ Hej“ auftritt. „Mit meiner Frau und unseren Nachbarn rede ich nur platt“, sagt der 77-Jährige.

Als „Jupp van de Nier’hej“ ist der Veranstalter Joseph Heyer nur um einige Ecken mit ihm verwandt. Der 71-jährige gelernte Maschinenbauer ist noch immer als technischer Assistent an der Hochschule Niederrhein tätig und liest bei der Gelegenheit immer aus seinen rund 200 Kurzgeschichten, die bislang lediglich in den Festbüchern der Schützen der St. Johannes Niederheide veröffentlicht wurden.

Auch deren Charme entfaltet sich am besten im Dialekt. Und wenn er das Herbstgedicht von Jakob Germes, dem Begründer des Schiefbahner Heimatvereins vorliest, offenbart sich eine weitere Stärke. Die wenige Zeilen entfalten ihre Melancholie ohne Kitsch. Der Autor weiß genau, dass die Natur nicht vergeht, sondern nur schläft und im Frühjahr „fäng et wier aan te spruute.“