Ein Job mit hohen Anforderungen
Ines von Plessen und Inge Losch-Engler vermitteln Tagesmütter.
Willich. Immer mehr Mütter mit kleinen Kindern sind berufstätig. Entweder wollen sie es, oder sie müssen aus finanziellen Gründen arbeiten. Für viele stellt sich die Frage: Wohin mit dem Kind?
Genau hier kommt der Service von Tagesmüttern ins Spiel. In Willich und Meerbusch gibt es den Verein Tagesmütter, der sich anstelle des Jugendamtes der Vermittlung und Beratung von Tagesmüttern verschrieben hat.
„Tagesmutter ist kein Job, den jeder machen kann“, sagt Geschäftsführerin Inge Losch-Engler. Im Vorfeld gebe es viel zu bedenken und zu organisieren. Das Aufnehmen von fremden Kindern in die eigene Familie, den eigenen Haushalt sei etwas sehr intimes.
Neben verschiedenen rechtlichen und bürokratischen Hindernissen, sei es besonders wichtig, dass alle Familienmitglieder mit der Betreuung anderer Kinder einverstanden seien. Außerdem müsse man bereit sein, sich ständig weiterzubilden.
„Im Moment haben wir 92 aktive Verträge mit Willicher Tagesmüttern“, erzählt Ines von Plessen von der Fachberatungsstelle Willich. Sie arbeitet selbst seit langer Zeit als Tagesmutter und erklärt, worauf sie und ihre Kollegin Losch-Engler achten, wenn sie eine Bewerberin für den Job zu Hause besuchen: „Neben den hygienischen Verhältnissen, den möglichen Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder und der kindgerechten Raumgestaltung zählt vor allem das Gefühl.“
Entscheidet sich eine Bewerberin für die Tätigkeit, muss sie einen Qualifizierungskurs ablegen. Verdienen wird sie später zwischen vier und acht Euro brutto pro Stunde.
Auf der anderen Seite stehen die Eltern, die ihr Kind abgeben wollen oder müssen. „Am Anfang muss erst einmal Vertrauen aufgebaut werden“, so Losch-Engler. Nachdem durch den Verein eine Tagesmutter gefunden wurde, die zur Familie passen könnte, erfolgen viele Gespräche und auch ein erster Kontakt. Sind sich beide Seiten sympathisch, kommt es zur Eingewöhnungsphase, in der das Kind sich an die fremden Personen gewöhnen kann.
„Für die Eltern heißt das, dass sie sich auf jemand Professionelles einlassen müssen. Sie müssen der Tagesmutter vertrauen und ihr Kind loslassen können“, erklärt Ines von Plessen. Ein schwieriger Punkt sei erreicht, wenn die Kinder eine tiefere Beziehung zur Tagesmutter aufbauen würden. Dann käme es öfter zu Problemen.
Ute Daniels lebt in Tönisvorst und ist seit zwölf Jahren Tagesmutter. Bei ihr gab es von Seiten der Eltern selten Probleme: „Man wächst so stark mit den Eltern zusammen, dass das eigentlich kein Problem ist. Bei den Eltern überwiegt das Gefühl, dass ihr Kind gut bei mir aufgehoben ist.“
Sie hat drei eigene Kinder im Alter von sechs, zwölf und 14 Jahren. „Es ist einfacher für mich, jüngere Kinder zu betreuen. Bei gleichaltrigen Kindern kommt es dann doch öfter mal zu Rivalitäten“, erzählt die 42-Jährige. Für sie ist der Austausch mit anderen Tagesmüttern und der Besuch von Fortbildungen wichtig. Außerdem nimmt sie sich einen Tag in der Woche frei, an dem sie sich nur Zeit für ihre eigenen Kinder nimmt.
„Es ist ein anstrengender, aber sehr schöner Beruf. Es ist toll, die Kinder täglich zu erleben. Das gibt einem sehr viel“, sagt sie.
Infos: www.tagesmuetter-verein.de