Ein Krimi so zum Spaß

Die Willicherin Susanne Riemer hat ihren ersten Roman veröffentlicht. Auch ihre Kinder finden ihn „cool“.

Willich. Viel Zeit hat Susanne Riemer nicht: Die Mutter von vier Kindern ist berufstätig, leitet das deutsche Hochschulmarketing der International Business School in Venlo. Auch das herrschaftliche Haus in Willich, das einst zur Brauerei-Dynastie Hausmann gehörte, macht viel Arbeit - von den diversen Haustieren und dem großen Garten ganz zu schweigen.

Man sollte also meinen, Susanne Riemer falle jeden Abend ausgepumpt ins Bett und wisse gar nicht mehr, wie man das Wort Hobby buchstabiert. Doch weit gefehlt: So "nebenbei" hat sie einen Kriminalroman verfasst.

Susanne Riemer

"Ich schreibe nur so zum Spaß", verrät die junge Autorin fröhlich. Eine große Karriere strebe sie damit nicht an. Phantasievolle Geschichten habe sie sich schon als Jugendliche im Sauerland ausgedacht. Ein komplettes Pferdebuch mit Zeichnungen sei damals entstanden.

Nach dem Studium der Betriebswirtschaft arbeitete Riemer in einer Marketingagentur. Auf die Idee, einen Roman zu verfassen, kam sie eher zufällig: "Ein bekannter Verlag lobte einen Autorenwettbewerb aus." Das war Ende der 90er Jahre. Ein "humorvoller Frauenroman" sollte es werden. "Im Mai habe ich das gelesen, im Juni sollte das Manuskript eingereicht werden. Da dachte ich mir: Das versucht du einfach mal", berichtet Riemer.

Gewonnen hat sie nicht. Aber immerhin kam sie mit ihrer Kriminalgeschichte, bei der eine junge Frau im Mittelpunkt stand, unter die besten Zehn. Die Verlagslektorin habe ihr empfohlen, das Manuskript nochmals zu überarbeiten, dann könne man es veröffentlichen. Riemer nahm den guten Rat zur Kenntnis - und ließ den Roman in der Schublade verschwinden. Acht Jahre lang. "Mein persönlicher Ehrgeiz war schon dadurch befriedigt, dass ich so weit gekommen war."

Die Schriftsteller-Karriere der Susanne Riemer wäre an dieser Stelle wohl zu Ende gewesen. Doch dann fand im Herbst 2007 ihre heute 16-jährige Tocher das Manuskript. Sie las es, fand es "cool" - und in ihrer Mutter erwachte der Gedanke, die Überarbeitung endlich in Angriff zu nehmen. Die war jetzt auch dringend notwendig: "Handys gab’s in dem Buch noch nicht. Und bezahlt wurde noch in D-Mark."

Susanne Riemer nahm sich den Krimi vor, modernisierte ihn und schickte ihn an verschiedene Verlage. Mit Erfolg: Mehrere Angebote trudelten ein, die Willicherin entschied sich für den Oldenburger Schardt Verlag. Und der hat jetzt ihre Geschichte unter dem Titel "Fremdes Blut" herausgebracht.

In dem Roman geht’s um Reporterin Gina Hausmann, Mutter eines Sohnes. Ihr Freund ist in eine haarsträubende Geschichte verwickelt. Mord, Erpressung, Entführung, Kinderhandel - der eigensinnigen Heldin bleibt nichts erspart. Das Ganze ist aber humorvoll geschrieben, denn die bierernste Schilderung blutrünstiger Details liegt Riemer nach eigenem Bekunden nicht. In der "Kodderschnauze" von Gina Hausmann sieht sie aber durchaus Parallelen zur eigenen Person.

Doch wann kommt die vielbeschäftigte Frau überhaupt zum Schreiben? "Ich bin eine Sofortschreiberin. Gute Geschichten entstehen bei mir komplett im Kopf. Die schreibe ich dann abends so runter", verrät sie. Anschließend liest das hauseigene Lektorat (Tochter, Mutter, Kollegen) gegen und gibt Tipps für Verbesserungen. "Und meine Mutter ist dabei die schärfste Kritikerin."