Enge Familienbande im HPZ
Stefan Küsters hat seit vielen Jahren einen festen Platz im Heilpädagogischen Zentrum.
Vorst. Das vergilbte Foto zeigt einen blonden Jungen auf einem Pferd. "Falko", so hieß das Ross, war das Therapiepferd der Kindertagesstätte Hochbend, die heute zum HPZ Krefeld-Kreis Viersen gehört. Mittlerweile reiten die Kinder auf "Sunny" und auch Stefan Küsters, damals zehn Jahre, sitzt alle zwei Wochen auf dem Pferd. "Ihm hat es damals schon immer so gut gefallen", erinnern sich seine Eltern Karl-Heinz (76) und Ursula (73).
Damals, das ist 1970. Eine Zeit, in der Behinderte noch angestarrt - oder gleich versteckt wurden. Das Verständnis für sie habe sich erst nach Ausstrahlung einer TV-Serie geändert, sagt Ursula Küsters. "Unser Walter" drehte sich um eine Familie, deren Sohn am Down-Syndrom leidet.
Therapien gab es zu dieser Zeit kaum. "Es war nicht einfach", sagt Ursula Küsters, "wenn ich sehe, was heute möglich ist, wer weiß, was aus Stefan hätte werden können." Erst als ihr Sohn zehn Jahre als war, fanden die Küsters einen Kindergartenplatz - eben im Hochbend.
Stefan Küsters ist immer noch da - genau genommen ein Haus weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Jeden Tag kommt der 48-Jährige in den Schwerbehindertenbereich der Werkstatt. In der Festschrift zum 100-jährigen Geburtstag der ehemaligen Walderholungsstätte gebührt im daher ein besonderes Kapitel.
"Er ist einer der ersten, der nach dem Kindergarten wieder den Sprung in die Werkstatt schaffte", so Franz-Josef Lülf, pädagogischer Leiter der Werkstatt im HPZ. Und der Kindergarten sei eben die "Keimzelle" des HPZ.
Nach dem Kindergarten begann für Küsters allerdings erstmal eine kleine Odyssee über die Sonderschule durch verschiedene Heime. So richtig passte das alles nicht. 1992 fand er dann einen Platz im HPZ - und fühlt sich da pudelwohl.
Und überhaupt gehört Familie Küsters fast zum Inventar. Tochter Ulrike arbeitet seit Jahren als Sprachtherapeutin in der Kindertagesstätte. Ihre Schwester Birgitta ist bei den Städtischen Bühnen Krefeld aktiv und lädt regelmäßig Gruppen aus dem HPZ zum Blick hinter die Kulissen ein.
Und dann sind da noch die Eltern Heinz und Ursula, die jedes Jahr zu Weihnachten zum gemeinsamen Musikmachen mit den Kindern ins HPZ kommen. "Manchmal besuchen sie uns aber auch zu Hause", freuen sich die beiden Rentner.