(jk) Schon mit ihrem Intro „Die Nacht, Musik und dein Mund“ legten die fünf exzellenten Musiker in den roten Jacken im ausverkauften Forum Corneliusfeld einen fulminanten Aufgalopp in einen temperamentvollen Konzertabend hin, der nach zweieinhalb Stunden Non-Stopp-Musik und -Entertainment die Gäste zu langem Applaus hinriss. Der Mann mit der markanten Haartolle war da: Götz Alsmann mit seiner Band aus lauter musikalischen Könnern nahm das Publikum mit auf eine ganz besondere Nachtwanderung. Das Thema des Abends, der der Musik von 1910 bis in die Neuzeit gewidmet war, hieß „… bei Nacht“, und Götz Alsmann und seine Mitstreiter haben aus bekannten und unbekannten Songtiteln rassige Jazzschlager gemacht. Die Gute-Laune-Musik reißt einfach mit.
Da stehen Latin Moves neben Schlagern der 1950er-Jahre, natürlich in völlig neuem Gewand, die auch mit intelligenten und hintersinnigen Texten gefallen, die Götz Alsmann so gerne interpretiert. Der Musikprofessor aus Münster ist selbst ein erstklassiger Jazzpianist. Dass er auch Entertainer-Qualitäten hat, weiß man nicht erst seit der Sendung „Zimmer frei“. Seine oft recht schrägen Moderationen sind unterhaltsam und urkomisch.
Doch im Mittelpunkt steht die Musik an der Schnittstelle zwischen Jazz und Schlager, was Alsmann den Titel „König des deutschen Jazzschlagers“ eingebracht hat. Er singt es sehnsuchtsvoll im alten Peter-Alexander-Schlager von 1952 „Nachts sind die Straßen so leer“, bringt den Titel „Melodie-Poesie“ seiner langjährigen Freundin Greetje Kauffeld, die auf einer Sequenz einer Brahms-Sinfonie basiert, und lässt den Song „Es hat keinen Zweck mit der Liebe“ herrlich swingend und groovend erklingen.
Melancholisch geht es weiter mit „Tage vergeh’n – Wolken verweh‘n“, noch vor der Pause ein gekonntes Zusammenspiel mit dem Vibraphonisten Altfrid M. Sicking mit dem Titel „Illusionen“. Nach der Pause lässt die deutsche Version „Gestern noch“ des Beatles-Klassikers „Yesterday“ aufhorchen, ehe der Schwenk zu Margot Hielschers 50er-Jahre-„Nachtlied“ klappt.
Wem danach der Titel „In dieser Stadt“ bekannt vorkommt: Hildegard Knef landete damit einen großen Erfolg. Alsmann interpretiert es auf seine Art. Weiter geht es mit Liebesliedern, die zum Thema „… bei Nacht“ passen: „Ja, das Küssen“, „Die Liebe kommt, die Liebe geht“ und „Mit den Augen der Liebe“. Der Mann am Klavier intoniert: „Man müsste Klavier spielen können.“ Kein Zweifel, er kann es. Und ihn unterstützen dabei neben Altfrid M. Sicking an Vibraphon und Xylophon Ingo Senst am Kontrabass, Dominik Hahn am Schlagzeug und Markus Paßlick (Percussion). Götz Alsmann spielt ein traditionelles japanisches Instrument namens Taishogoto, eine merkwürdige Kombination aus Gitarre und Schreibmaschine, die ähnlich wie ein Hackbrett klingt.