Eine Stunde beim Tierarzt: Erst kastriert, dann gut geschlafen

Wie geht es hinter den Kulissen einer Praxis zu? Die WZ hat sich in Anrath umgesehen.

Anrath. Lisa liegt völlig relaxt auf dem Edelstahltisch im Behandlungszimmer der Anrather Tierärztin Xenia Würsig. Ohne eine Gemütsregung lässt sich das neun Monate alte Kätzchen Blut abnehmen. Diese Gelassenheit hat allerdings keine natürliche Ursache. "Sie befindet sich noch in Hypnose, weil ich sie gerade kastriert habe", erklärt Würsig.

Während Tierarzthelferin Doreen Knabben den Test vorbereitet, legt die Tierärztin Lisa vorsichtig in ihren Katzenkorb. Bevor es nach Hause geht, muss die Katze vollständig wach sein. Der nächste vierbeinige Patient muss noch etwas warten. Der Raum wird noch desinfiziert.

Und der nächste wartet schon lautstark. Ein herzzerreißendes Miauen ist zu hören. Kissy, eine dreifarbige Katze, fühlt sich eindeutig nicht wohl in ihrem Weidenkörbchen mit der kuscheligen Decke. "Sie mag den Korb und das damit verbundene Eingesperrtsein nicht. Aber wir müssen hier hin. Kissy hat irgendetwas am Auge", klärt Nilgun Ildeniz über ihre Pflegekatze auf.

Plötzlich wird aus dem Miauen ein Fauchen. Sandra Nefen hat mit ihrer Hündin Bonny das Wartezimmer betreten. Zielstrebig peilt die schwarze Hündin den Katzenkorb an und guckt neugierig hinein. Sehr zum Missfallen von Kissy. Das große Hundegesicht ist ihr überhaupt nicht geheuer. Beide Tierbesitzer lachen, während Nefen ihre Mix-Hündin zur Seite zieht.

Dann ist Kissy an der Reihe. Nilgun setzt den Korb auf den Behandlungstisch und holt die Katze heraus. Nach einem kurzen Informationsgespräch überprüft Würsig die Hornhaut auf mögliche Verletzungen. "Süße, das tut nicht weh", verspricht sie der Katze, während sie das Auge einfärbt. "Die Tinktur färbt kaputte Zellen ein", erklärt die Tierärztin und checkt per Vergrößerungsglas das Auge ab. Keine Verletzung und auch kein Fremdköper sind aufzuspüren. Sorgfältig gibt sie eine Creme ins Auge. "Dreimal am Tag muss sie rein. Das Ganze über drei Tage, dann müsste alles wieder in Ordnung sein", erläutert sie die weitere Behandlung. Kissy darf in den Korb zurück und Bonny ist an der Reihe.

"Na, ist es schon wieder soweit", begrüßt Würsig die beiden. Die achtjährige Hündin bekommt ihre regelmäßige Spritze gegen die Läufigkeit. Doch zuvor braucht die Tierärztin das genaue Gewicht von Bonny. Das hat Nefen schon erledigt. Die Waage im Wartezimmer zeigte 41 Kilogramm an. "Drei Kilo zugenommen", ist der Kommentar von Würsig, während sie die Spitze aufzieht. Tapfer und mit viel gleichzeitigem Kraulen lässt Bonny den Piks über sich ergehen. Es folgt der Eintrag in den Pass und die beiden peilen den Ausgang an.