Als Komödie war es angekündigt, das Stück „Rent a friend“, mit dem das Ensemble des Schlosspark-Theaters Berlin vor ausverkauftem Haus auf Einladung des Stadtkulturbunds Tönisvorst im Forum Corneliusfeld auftrat. Und tatsächlich wird viel gelacht über die witzigen Dialoge, die absurden Regieeinfälle und die komische Handlung. Doch das Stück von Folke Braband hat noch eine zweite Ebene – und die lässt das Publikum nachdenken über die Leistungsgesellschaft, in der wir leben.
Was ist das für eine Gesellschaft, in der Väter ihren Töchtern vermitteln, sie seien es nur wert, geliebt zu werden, wenn sie Leistung bringen? Und was sind das für Töchter, die so sehr nach dieser väterlichen Liebe lechzen, dass sie bis zur Selbstaufopferung die Karriereleiter hochklettern, um mit ihrem beruflichen Erfolg und dem damit verbundenen materiellen Reichtum bei Daddy zu punkten?
Sarah, chronisch unentspannt gespielt von Martina Dähne, ist so eine Tochter. Sie ist erfolgreich in der Immobilienbranche tätig, rund um die Uhr für den Job erreichbar und kennt kein Privatleben. „Wenn ich Bock auf einen Typen habe, bestelle ich ihn online“, sagt sie zu Gabriel (mit jugendlicher Leichtigkeit ausgestattet von Tommaso Cacciapuoti), den sie ebenfalls online bestellt hat.
Allerdings wollte sie einen George Clooney, attraktiv, eloquent und erfolgreich, um ihn beim Besuch des Vaters als Verlobten zu präsentieren. Gabriel aber ist eher der Typ turnschuhtragender Clown und passt so gar nicht in die ihm für diesen Abend zugedachte Rolle. Wie sich dieser Clown auf der Bühne mit Hilfe von teurer Kleidung und ein paar Statussymbolen in Dr. Marc Simon, Star-Chirurg und Triathlet, verwandelt, ist wirklich sehenswert.
Der eigentliche Witz aber ist, dass Sarahs Vater, dargestellt von Torsten Münchow, seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Er ist mitnichten der erfolgreiche Geschäftsmann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Auch er hat die angebliche ehemalige Schönheitskönig Juanita nur für diesen Abend gemietet. Juanita, großartig gespielt von Caroline Beil, durchschaut die Posse als einzige und kann nur den Kopf schütteln über dieses tieftraurige Vater-Tochter-Gespann.
Ihre Rolle birgt die größte Überraschung des Abends und bringt schließlich die Wendung. Sie fordert den Vater auf, seiner Tochter zu sagen, wie es wirklich um ihn steht. Aber der schämt sich: „Jede Tochter hat doch das Recht, stolz auf ihren Vater zu sein.“ Schließlich gelingt es Gabriel und Juanita aber doch, Vater und Tochter zusammenzubringen. Und so geht es am Ende nicht um Erfolg und Geld, sondern um das, was das Leben wirklich ausmacht: bedingungslose Liebe.