Seit 90 Jahren besteht der Oedter Frauenchor. Um es mit den Worten des Schriftstellers Rudolf Alexander Schröder zu sagen: „Kinder, wie die Zeit vergeht!“ Am vergangenen Sonntag nahmen die Oedter Sängerinnen und ihr Chorleiter Christian Wilke ihr Publikum mit auf eine Zeitreise und nannten ihr Jubiläumsprogramm „As Time Goes By“ – wie die Zeit vergeht. Ein Heimspiel wurde das Konzert allerdings nicht, denn die gewohnte Umgebung der Oedter Albert-Mooren-Halle steht derzeit nicht zur Verfügung, der große Veranstaltungssaal wird saniert.
Die Oedterinnen wählten daher den Lobbericher Seerosensaal. Rund 420 besetzte Plätze, ausverkauft, lautete das Fazit am Sonntagnachmittag. Der Chor brachte so viel Schwung in den Saal, dass die Zeit wie im Flug verging. Das Motto des Abends wurde damit in mehrfacher Weise erfüllt. Das Publikum dankte mit brausendem Applaus.
Was so einfühlsam mit Klavierspiel von Christian Wilke begann, der „As Time Goes By“ schmeichelnd in „My Own True Love“ aus dem Film „Vom Winde verweht“ übergehen ließ, entpuppte sich im Laufe der rund zwei Stunden in ein energiegeladenes Aneinanderreihen von Hit an Hit. Aus den unterschiedlichsten Epochen und Genres wurden Songs gesungen, verbunden durch einen imaginären Zeitstrahl.
Hier zeigte sich die Entwicklung des Chores, der sich in früheren Zeiten dem klassischen Liedgut und dem Volkslied widmete. Heute hat er Songs aus Musical, Pop und Rock vierstimmig im Repertoire. Das kann doch jeder? Nein, eben nicht. Gleich nach der Pause wackelte fast der Saal bei einem mitreißendem Medley- Und der Frauenchor beweist: Die Musik von Abba ist kein seichter Sing-Sang, sie ist Kunst. Und der Oedter Frauenchor beherrscht sie auf hohem Niveau.
Ob die Erinnerungen an „Flashdance“ aus dem gleichnamigen Film, an das Musical „Hair“, an eine karibische Wohlfühlatmosphäre mit „Summer Dreaming“, überhaupt an die Lieder all unserer Helden, zusammengefasst mit dem Song „Altes Fieber“ der Toten Hosen, oder ob an die „Bohemian Rhapsody“ in der Zugabe, der Chor meisterte sämtliche Herausforderungen. Besonders würdigte das Publikum die Solodarbietungen von Melanie Beck („Locomotion“), Simone Hoff („Ich liebe das Leben“) und Christiane Kamps („You Light Up My Life“). Passend zum Programm hatte sich der Chor in „Schale“ geworfen: schick, dezent und elegant im Glitzerkleid im ersten Teil, bunt und schwungvoll nach der Pause. Bettina Hesse, Vorsitzende des Chores, dankte zum Ende allen Beteiligten, besonders der Organisation, der Tontechnik und Michael Prosch, der das Bühnenbild eigenhändig gestaltete.