Mit einem Mysterien-Fest – den „Thesmophorien“ – feierte das antike Griechenland die Göttinnen Demeter und Perspehone. Drei Tage lang kamen vor allem Frauen und diejenigen zusammen, die vom öffentlichen Leben und damit auch vom traditionellen Fest des Gottes Dionysos ausgeschlossen waren. Das Kainkollektiv trägt am 28. und 29. März dieses feministische Ritual ins FFT und holt es dafür ins Hier und Jetzt. Wie beim antiken Vorbild spielen sie dabei 30 Stunden nonstop Theater.
„Thesmophoria. The New Ancient Theatre“ hat Kainkollektiv seinen postantiken Performance-Marathon überschrieben und inszeniert ihn als geheime, internationale Künstlerinnen-Versammlung im Namen der Göttinnen Demeter und Persephone. In der modernen Variante des Mysterienspiels beschwören sie mit Tanz, Ritualen und Gesängen die Toten aus der Unterwelt, beklagen ihre verlorenen Töchter, feiern das Prinzip der Wiedergeburt und die Mysterien des Lebens. Mit dem Publikum definiert das Kainkollektiv mit der 30-stündigen Performance die antike Kunst der Sorge und der Versammlung neu.
Zwei Jahre bereisten die Künstlerinnen Athen und die Peloponnes, um die historischen Ursprünge und die Geschichte des modernen europäischen Theaters im antiken Griechenland zu erforschen. Auf diesen ausgedehnten Recherchereisen stießen sie auch auf ein antikes Frauentheaterfest. Die sogenannten „Thesmophorien“ fanden immer im Herbst zu Ehren von Demeter und Persephone statt. Die Göttinnen wurden drei Tage und drei Nächte lang gefeiert.
Mit dem aktuellen Stück „Thesmophoria. The New Ancient Theatre“ lädt das internationale Ensemble dazu ein, dieses Fest zu rekonstruieren. Es soll mit Blick auf die derzeitige Lage in Gesellschaft und Politik neu erfunden werden. Auf den Spuren der Geschichte der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Demeter und ihrer von Hades geraubten, in die Unter- und Totenwelt entführten Tochter Persephone soll es auf die Suche danach gehen, was diese mythische Geschichte über die moderne Gesellschaft und die globale Lage erzählen kann. Visionen für ein „gutes Zusammenleben“ in einer nahen Zukunft werden dabei imaginiert, sie werden getestet und zusammen gefeiert. Interdisziplinär mit Performances, Tanz, Musik, Film, Ritualen und Workshops werden diese Visionen lebendig.
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer soll „Thesmophoria“ ein Erlebnis werden, bei dem sie Teil des Festes sind. Dabei können sie die vollen 30 Stunden mit dem Ensemble im Theater verbringen, essen und sogar im FFT übernachten. Dabei stehen neben Lecture Performances und Workshops auch Dinge wie das Verteilen von Ohropax und Schlafbrillen, Gute-Nacht-Geschichten aus dem Hades und eine „Silent Disco“ auf dem Programm. Am nächsten Morgen wird gemeinsam gefrühstückt und Yoga angeboten. Tickets und Infos unter: