Fastenbrecher: Nach Sport ist’s oft schwer

Viele Schüler in Anrath versuchen, sich an den Ramadan zu halten.

Anrath. In der Küche der Anrather Johannesschule stapeln sich die Fladenbrote auf Tellern, stehen riesige Schüsseln mit Salaten und süße Blätterteigspeisen auf der Küchentheke. Doch noch darf nicht gegessen werden, denn erst um 19.33 Uhr ist Sonnenuntergang. Eine wichtige Uhrzeit für einen großen Teil der Besucher im Speisesaal der Hauptschule.

Vor knapp zwei Wochen hat für Muslime die traditionelle Fastenzeit begonnen, der so genannte Ramadan. Das heißt, sie dürfen zwischen Sonnenauf- und -untergang keine Speisen und Getränke zu sich nehmen. Was sich dahinter verbirgt, das stellte jetzt die Johannesschule bei einem erstmalig durchgeführten "Dialog der Kulturen" mit anschließendem Abendessen vor.

"Wir möchten ein Zeichen setzen und die verschiedenen Kulturen zueinander führen", erklärt Selahattin Özsevgec, der an der Hauptschule neben Religion unter anderem auch Mathe und Technik unterrichtet.

"Es gehört zu unserer Religion und ist für uns sehr wichtig", berichtet der 15-jährige Ahmad, der die achte Klasse besucht. Wenn andere Mitschüler ihre Pausenbrote herausholen und genüsslich essen, heißt es für die Muslime warten. "Wenn man es wirklich will, schafft man es ohne Schwierigkeiten. Manchmal knurrt der Magen, aber das vergeht", meint Harum (15 Jahre). Schwierig findet es die 14-jährige Vahide dagegen nur nach dem Sport. "Da habe ich schon Durst", gibt sie ehrlich zu. Aber das Fasten sei so wichtig für sie, dass sie es durchhalten wolle.

Zethane, die erst zehn Jahre alt ist, hat in dieser Fastenzeit drei Tage lang gefastet, wie sie berichtet. "Wenn ich älter bin, möchte ich aber die ganze Zeit schaffen", sagt Zethane bestimmt. Ein Muss steht hinter alldem allerdings nicht. "Meine Mutter sagt immer, wenn ich es nicht könnte, bräuchte ich es auch nicht machen", betont Shkorte, die ebenfalls fastet. Ihr persönlich fällt das während der Schulzeit leichter. Da gingen die Stunden schneller rum, erzählt die Zwölfjährige. Sie wolle auf jeden Fall versuchen den Fastenmonat so gut es geht einzuhalten.

"Im vergangenen Jahr habe ich es nach der halben Zeit nicht mehr geschafft. Diesmal probiere ich es wieder", berichtet Zejneg. Heute habe sie allerdings eine Kleinigkeit gegessen, weil ihr im Bus schwindelig geworden war. Ansonsten falle es ihr diesmal nicht so schwer, auch wenn die anderen um sie herum essen würden. "Ich freue mich besonders auf den Abend, wenn das Essen daheim auf dem Tisch steht", meint die 16-Jährige.

Auch Emel hat bis auf einen Tag ohne Essen durchgehalten. "Nach dem Sport ging es nicht anders", beschreibt die 13-jährige Schülerin ihre kleine Unterbrechung der Fastenzeit. Für heute allerdings ist die Sonne untergegangen und das Essen steht auf dem Tisch.