Familienkarte: Kein Rabatt für „Bütt“

An dem neuen Service gibt es Kritik: Unnütz und nicht familienfreundlich. Politik und Verwaltung wehren sich.

Willich. Es hatte gedauert, ziemlich lange. Gegen erheblichen Widerstand hatte die Politik in Willich - allen voran die CDU - die so genannte Familienkarte durchgesetzt. Jeder Willicher, der ein Kind unter 18 Jahre bei sich zu Hause hat, kann das Teil beantragen und bekommt es kostenlos nach Hause geschickt. Er kann dann bei verschiedenen Unternehmen mit Rabatten einkaufen, die entsprechenden Gutscheine liegen bei.

Weil er von dieser Idee überzeugt war, beantragte der Knickelsdorfer Christian-Mario Sagner die Karte - und war enttäuscht. "Das Angebot bezieht sich ausnahmslos auf gewerbliche Unternehmen, die mit geringen Rabatten aufgelistet sind." Sagner nennt ein Beispiel: Was nutze es ihm, wenn er bei einem Nutzfahrzeug-Unternehmen Ermäßigung bekomme. Einen Bus oder einen Lkw brauche er nicht. Oder: Was habe es mit Familieninteresse zu tun, wenn er 20 Prozent beim Anwalt bekomme oder seine Kinder fünf Prozent im Tätowierladen?

"Keine kommunale Einrichtung ist aufgeführt", sagt der Diplom-Ingenieur, der übrigens Sohn des langjährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden ist. In dieser Frage sei er sich mit seinem Vater nicht einig. Was sei mit der "Bütt"? Den Schlossfestspielen? Restaurants, Mittagstisch und so weiter? Was Sagner junior noch stört: "Warum muss der Pass beantragt werden?"

Auf letztere Frage weiß Sandra Thul von der Stadtverwaltung eine Antwort. Sie ist zuständig. "Das ist für uns eine Kontrolle, wenn wir die Karte ausstellen. So können auch die Geschäftsleute einigermaßen sicher sein, dass der Kunde, der den Pass vorlegt, diesen auch zu Recht hat."

Mittlerweile lägen die Anträge überall aus, sie seien unkompliziert und schnell auszufüllen, man könne sie sogar faxen. "In der Regel kriegt man sie nach zwei bis drei Wochen zugeschickt."

"Die städtischen Leistungen sollten schon mit eingerechnet sein", reagiert Willichs CDU-Chef und Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer auf die Kritik. Das sei eine Lücke, die man schnell schließen müsse. Die Stadt müsse Vorreiter sein.

"Die Bütt hat eh’ schon eine Familienkarte", hält Michael Pluschke, Pressesprecher der Stadt, dagegen. Auch bei den Festspielen komme der Nachwuchs zu stark ermäßigten Preisen in die Vorstellungen. Von daher könne man nicht noch einen Extra-Tarif auflegen. "Wir waren von der Resonanz der Geschäftsleute und der Familien angenehm überrascht", betont Pluschke.