Hochwasser: Niersverband zahlt für 48 ertrunkene Schafe

Der Pächter Klaus Schumacher wird entschädigt.

Neersen. Klaus Schumacher stand am Morgen des 10. August der Schock ins Gesicht geschrieben: Bis zur Erschöpfung hatte der Schafhalter aus Anrath über Stunden mit Hilfe der Feuerwehr versucht, seine Herde zu retten. Für 48 seiner Schafe, darunter etliche Lämmer und Jungtiere, kam jede Hilfe zu spät. Sie ertranken auf der vom Niersverband gepachteten Wiese.

Binnen 24 Stunden, am Vortag und nachts, waren 70 Millimeter Niederschlag gefallen. Eine Ausnahmesituation, wie ein Vergleich deutlich macht: denn diese 70 Liter pro Quadratmeter entsprechen zehn Prozent der Jahreswassermenge.

Der Pegel der Niers stieg an. Der Nierssee an der Landwehr, als Hochwasser-Rückhaltebecken genutzt, lief voll und über. Die Wassermassen ergossen sich auf die benachbarte, tiefer liegende Wiese, die sich in Windeseile in einen See verwandelt haben muss. Stellenweise 1,50 Meter tief.

Für 48 Tiere, so genannte schwarzköpfige Fleischschafe, wurden Morast und Wasser zur Falle. Die erschöpften Schafe erlitten im kalten Wasser einen Kreislaufkollaps und ertranken.

"Es tut uns sehr leid, dass die Schafe durch den hohen Wasserstand zu Tode kamen. Wir werden den Pächter unserer Fläche wirtschaftlich schadlos stellen," sagte Niersverbands-Vorstand Professor Armin K. Melsa gestern auf Anfrage. "Ja, ich habe die Zusage, dass der Niersverband alle Kosten übernimmt", bestätigt auch Schafhalter Klaus Schumacher. Über die Summe konnte er keine Angaben machen. "Das wird noch ausgerechnet."

"Man darf dazu lernen", sagte Melsa mit Blick auf die Ereignisse am 9. und 10. August. "Wir leben mit der Niers und der Niersaue." Diese Ausnahmesituation habe gezeigt, dass "wir eben nicht in einem System leben, in dem wir immer trockene Füße haben". Die Pachtverträge der Flächen an der Niers, die dem Niersverband gehören, will Melsa so ändern, dass künftig auch ein höherer Wasserstand nicht dazu führt, dass Tiere in Gefahr kommen.

Gespräche mit den betroffenen Pächtern werden geführt. Schumacher hat seine Herde zurzeit am Haus stehen. Die Weide am Nierssee ist abgegrast. "Aber das wächst ja nach".