Ferienprogramm: Die Religionen zum Anfassen

Im Jugenfreizeitzentrum St. St. Tönis können Kinder die großen Weltreligionen erleben und kennenlernen.

St. Tönis. Lautes Stimmengewirr erfüllt den Raum. Überall liegen Stifte, Scheren, Kleber und andere Bastelutensilien umher. 30 Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren befinden sich im Jugendfreizeitzentrum St. Tönis. Manche nehmen schon seit Jahren am Ferienprogramm teil. Sie basteln zusammen Stablampen in Elefantenform. Nicht irgendeinen Elefant, Ganesha soll es werden. "Das ist ein hinduistischer Gott in Gestalt eines Elefanten", erklärt Betreuerin Petra Schippers.

Den Glauben aktiv erleben und kennenlernen ist das Ziel der "Reise durch die Welt der Religionen". Bei dem fünftägigen Ferienprogramm widmen sich die Kinder jeden Tag einer anderen Weltreligion. "Ziel ist es, die Angst vor dem Unbekannten zu verlieren", sagt Schippers. "Denn Wissen verhindert Vorurteile."

Heute ist also der Hinduismus an der Reihe. Wie jeden Morgen werden zuerst die Grundsätze und das Wichtigste der aktuellen Glaubensrichtung besprochen und erklärt. Langweiliges Lernen wie in der Schule gibt es dabei nicht. Hörspiele oder bunte Plakate sprechen Kinder einfach besser an. Dass diese Methode funktioniert, zeigt die neunjährige Claudia: "Vorher wusste ich noch gar nicht, dass es den Hinduismus überhaupt gibt", erzählt sie begeistert.

Es stehen Kinder-Kino, Yoga-Übungen und diverse Ausflüge auf dem Programm. Jeder einzelne Punkt bringt die Kleinen ein Stück näher an die großen Glaubensrichtungen heran. Am Montag schon hatte man gemeinsam die Tönisvorster Kirche besucht. "Das war langweilig, da war ich ja schon oft", sagt Christophe (11). Doch es soll noch spannender werden, das Highlight kommt ja noch. Da sind sich alle Kinder einig. Heute geht es zum großen Ausflug nach Duisburg, wo man gemeinsam eine Synagoge und eine Moschee besuchen wird. "Ich weiß ja gar nicht wie es da aussieht", sagt die neunjährige Sinah. "Da sollen sogar die Jungs Hüte tragen müssen."

Doch die Kinder sollen nicht nur andere Religionen kennenlernen. Die Betreuer sehen ihre Aufgaben vor allem darin, den Kindern zu zeigen, wie man andere Glaubensrichtungen aktzeptiert und toleriert. Ein gutes Beispiel dafür ist der zehnjährige Florian: "Wenn die Menschen in Indien an einen Elefanten glauben und nicht an Gott, ist mir das egal." Damit habe er überhaupt kein Problem.

Claudia schließt sich seiner Meinung an, obwohl sie noch nicht mal getauft ist. Wenn es nach ihr geht, bleibt das aber nicht mehr lange so. Seit sie an dem Ferienprogramm mitmacht, möchte sie auch "dazu" gehören und sich taufen lassen. Am liebsten katholisch. Sie weiß ja jetzt auch ziemlich genau, welche Werte das Christentum ausmachen. Ein Hindu zu werden, kommt für sie dagegen nicht in Frage. Das seien doch nur etwas für die Menschen in Indien.