Feuerwehr brennt Problem auf den Nägeln
Tagsüber steht den Löschzügen der Stadt Willich zwei Drittel ihres Personals nicht mehr zur Verfügung.
Willich/Anrath. Auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Willich bei Schmitz Mönk wurde deutlich, dass die Löschzüge Probleme haben, obwohl in 2017 längst nicht alles schlecht gelaufen war. Positiv: Im vergangenen Jahr war die Zahl der Einsätze um 40 auf 383 zurückgegangen. Insgesamt mussten 1719 Stunden weniger geleistet werden.
Stadtbrandmeister Thomas Metzer wies jedoch auf ein zunehmendes Problem hin: „Die zurückgehende Tagesverfügbarkeit brennt uns auf den Nägeln. Zwei Drittel der Feuerwehrleute stehen tagsüber nicht mehr zur Verfügung.“
Kreisbrandmeister Klaus-Thomas Riedel, der am 20. April offiziell verabschiedet wird und schon „Standing Ovations“ erhielt, beklagte, dass immer weniger Feuerwehrleute profunde handwerkliche Fähigkeiten mitbrächten. Nach dem Orkan Friederike und dem Großbrand auf dem Stenneshof sieht es nicht so aus, als ob 2018 ein ruhiges Jahr werden würde.
Kleine Brandstiftungen — mal eine Mülltonne, mal eine Miete Heu — machen den Ehrenamtlern unnötig viel Arbeit. Thomas Metzer sprach von überzogenem Anspruchsdenken in Teilen der Bevölkerung: „Ich bin Steuerzahler und ich habe den Anspruch, dass ihr hier und jetzt den Baum wegmacht — so ist die zunehmende Einstellung uns Ehrenamtlern gegenüber.“ Dass dieses Denken mit mangelhafter Freundlichkeit einhergeht, komme noch hinzu.
Gleich zwei Mal wurde jetzt das Feuerwehrehrenzeichen in Gold verliehen: An den Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer und an die Willicher Feuerschutzdezernentin Brigitte Schwerdtfeger. „Sie hat ihr Herz der Feuerwehr gegenüber weit geöffnet“, betonte Thomas Metzer. Und er lobte „ihre charmante, liebenswerte, beruhigende Art“.
Uwe Schummer hat sich mit folgendem Vorstoß beliebt gemacht: Er möchte erreichen, dass Feuerwehrleute in der gesamten Republik Einsatz-Verletzungen am Bewegungsapparat leichter anerkannt bekommen. Bislang heiße es noch zu oft, ein gesunder Muskel hätte nicht geschädigt werden können. Betroffen seien in ganz Deutschland 400 Wehrangehörige im Jahr. Eine Möglichkeit wäre, die Leistungen der kommunalen Zusatzversicherung aufzustocken.
Bürgermeister Josef Heyes ging auf die Einweihung der Anrather Rettungswache und des Feuerwehrgerätehauses 2017 ein: Dass dies heute nicht mehr am richtigen Ort liegen soll, „erscheint uns schizophren“. Das entsprechende Gutachten müsse mit Blick auf die Rettungswache intensiv beleuchtet werden.
„Es wird, glaube ich, nicht so heiß gegessen wie gekocht“, erklärte dazu Brigitte Schwerdtfeger. Sie wies darauf hin, dass der Brandschutzbedarfsplan zurzeit bei der Bezirksregierung zur Prüfung liege. Außerdem stellte sie die lang erwartete zweite Zufahrt zur Willicher Feuerwache in Aussicht — ebenso wie die Anschaffung einer dritten Drehleiter, die in Clörath stationiert werden solle.
Schwerdtfeger ging auf einen Wunsch von Thomas Metzer ein: „Die Stadt Willich wird nach dem Vorbild der Stadt Kempen eine Kinderfeuerwehr fördern.“ So könne die Jugendfeuerwehr gestärkt werden.