Folgt Politik dem Bürger?

52,6 Prozent haben sich für den autofreien Markt in Willich ausgesprochen.

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Willich. Der Bürger hat entschieden — und was nun? Diese Frage war am Mittwoch nach dem Ende der Bürgerbefragung zum Willicher Marktplatz häufig zu hören. Schon frühzeitig hatte sich während der mehr als vierstündigen Auszählung abgezeichnet, dass es eine knappe, aber auch eindeutige Mehrheit für einen autofreien Markt geben könnte. Um 21.15 Uhr stand schließlich fest: Für den autofreien Markt haben 4942 Bürger (52,6 Prozent) votiert, dagegen 4456 (47,4 Prozent). Nun ist die Politik am Zug, wie sie mit diesem Ergebnis umgehen wird.

Vertreter von SPD und Grünen gaben dazu noch während der Auszählung klare Bekenntnisse ab: „Wir müssen dem Bürgervotum gerecht werden“, erklärte Hagen Becker (Grüne), was Ralf Stammes von den Sozialdemokraten ganz ähnlich sah. „Das Wahlergebnis ist ein großer Erfolg für die direkte Demokratie“, schob Stammes hinterher: 9386 gültige Stimmen ergaben bei 17 000 Wahlberechtigten in Alt-Willich und Wekeln eine Beteiligung von 54,56 Prozent.

Auch Hans-Joachim Donath (FDP) lobte die starke Resonanz. „Ich könnte mir weitere Bürgerbefragungen dieser Art vorstellen, etwa zum Schiefbahner Dreieck“, sagte er. Beim Thema Hallenneubau habe man das leider versäumt. Bei der Umgestaltung des Marktes konnte er sich eine Misch-Lösung vorstellen: Tagsüber wäre es in der Woche möglich, Autos zuzulassen, abends und an den Wochenenden könne man den Markt sperren. Bislang hatten sich die Liberalen gegen den autofreien Markt ausgesprochen.

„Die CDU-Fraktion respektiert das Ergebnis. Wir werden es in unserer Fraktion diskutieren und danach das Gespräch mit den anderen Fraktionen, den Interessengruppen und der Stadtverwaltung suchen“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Johannes Bäumges zur Abstimmung. Das Ergebnis zeige, dass die Alt-Willicher Bürger „gespalten seien“. „Es ist jetzt wichtig, dass die unterschiedlichen Interessengruppen wieder zusammenkommen und Alt-Willich gemeinsam gestalten“, so Ratsherr Guido Görtz.

Viele ortsansässige Händler haben sich gegen die Sperung des Marktes ausgesprochen. Zu ihnen gehört der Juwelier Hajo Heintges, der am Rande der Stimmenauszählung erklärte: „Ohne Autos im Ortskern sind die Geschäfte hier bald tot.“

Bürgermeister Josef Heyes (CDU) sah es am Mittwoch für die Zukunft durchaus als Problem an, dass fast 4500 Bürger gegen den autofreien Markt gestimmt haben. Er persönlich habe Verständnis für die Bedenken der Geschäftsleute. „Auch in der CDU ist die Marktgestaltung kontrovers diskutiert worden“, bekannte er.

Das letzte Wort hat nun der Stadtrat, dem am Donnerstag das Ergebnis der Befragung präsentiert wird. Mit einer konkreten Entscheidung über die Zukunft des Marktes ist aber erst in den Sitzungen des Planungsausschusses am 21. Oktober oder 12. November zu rechnen. „Denn irgendwann muss man sich entscheiden“, sagte die Technische Beigeordnete Martina Stall.