Tönisvorst Frisst Geld das Karnevals-Brauchtum auf?

Die Vereine klagen über steigende Kosten und höhere Sicherheitsvorschriften.

Tönisvorst: Frisst Geld das Karnevals-Brauchtum auf?
Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Das Ächzen der Karnevalisten ist unüberhörbar. Und damit auch die verzweifelte Frage: Wo soll das noch hingehen mit den Kosten für die Karnevalszüge. Die Verantwortlichen haben auch einen Haupt-Übeltäter für dieses Faktum ausgemacht: Die immer weiter ausufernden Auflagen, die von Jahr zu Jahr gemacht werden.

Einer, der aus eigener Erfahrung berichten kann, ist der St. Töniser Nico Frass. Der Mann ist Mitglied der Karnevalsgesellschaft Nachtfalter und seit vielen Jahren zieht er mit dem Freundeskreis Fies Gelb beim Tulpensonntagszug mit. „Karneval wird immer mehr zum unbezahlbaren Freizeitvergnügen“, moniert er. Und verweist auf die Wagengruppen, die mindestens sechs „Wagenengel“ stellen müssen, das sind die Menschen, die beim Zug die Räder beaufsichtigen müssen. „Hinzu kommen noch mehr Kosten für Wurfmaterial, da die Zahl der Sponsoren schrumpft“, so Frass.

Außerdem müssten die Kosten getragen werden, die man nicht sofort sehen könne: Sanitätsdienst, Sicherheitspersonal, mobile Toiletten. „Hier scheiden sich die Geister, ob die Sicherheitsvorkehrungen zu einer Karnevalsprovinz wie St. Tönis in Relation stehen.“ Hier spielt der Mann auf die neuesten Sicherheitsmaßnahmen an: Dass nämlich Laster des Technischen Hilfswerks die Zufahrtsstraßen zum Karnevalszug so lange blockieren, bis dieser an der jeweiligen Stelle vorbeigezogen ist. „Lassen wir die Kirche doch einfach mal da, wo sie hingehört, nämlich in unser schönes Dorf.“

So moderat sind die Reaktionen nicht immer. Ein nicht näher benannter Leser meldete sich zum Thema „Sicherheit beim Karnevalszug“ und merkte sarkastisch an: „Ich vermisse ein Konzept für die Scharfschützen auf dem Krankenhaus-Dach.“ Diese Bemerkung werden viele sicher nicht witzig finden.

Wie stehen die Leser zu dieser Fragestellung: Wird der Karneval unbezahlbar und woran liegt das? Diese Fragen will das Team der Rollenden Redaktion heute vor Ort klären, nämlich auf der Hochstraße in St. Tönis, unmittelbar vor dem Eiscafé Fontanella. Das Umfrageteam der Westdeutschen Zeitung fängt zwischen 10 und 11 Uhr Stimmen und Stimmungen ein.