Für Familie Mustermann wird’s teurer

Bürger müssen im nächsten Jahr mehr Abgaben zahlen. Insgesamt können Mehrkosten von 70 Euro entstehen.

Willich. Die vierköpfige Familie Mustermann mit einem Einfamilienhaus muss im kommenden Jahr für Abgaben tiefer in die Tasche greifen. Unter dem Strich werden die Kosten um rund 70Euro pro Jahr steigen. Dafür sorgen fast ausschließlich die deutlich höheren Gebühren für den Schmutzwasser-Verbrauch: Sie steigen von derzeit 1,91 Euro auf 2,22 Euro pro Kubikmeter, was einer Erhöhung von gut 16 Prozent entspricht.

Ellen Roidl-Hock (FDP) kritisierte im Ausschuss für Abgaben, Gebühren und Satzungen, dass der Satz für die kalkulatorischen Zinsen auf sechs Prozent angehoben wurde - er müsse im kommenden Jahr auf den Prüfstand gestellt werden. Kämmerer Willy Kerbusch gab zu verstehen, dass diese Erhöhung nur eine untergeordnete Rolle spiele.

"Wir haben wie wild Kanäle gebaut", so begründete er die sprunghaft gestiegenen Kosten. Und einen höheren Satz für die kalkulatorische Verzinsung hätten Kommunalaufsicht und Gemeindeprüfungsanstalt dringend angeregt.

Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten: So bleibt die Grundsteuer B unverändert. Die Regenwasser-Gebühr steigt nur moderat - bei der Familie Mustermann wären künftig 96,20 Euro pro Jahr fällig, statt bislang 88,40 Euro.

"Unser System ist das mit Abstand günstigste - ich glaube, wir haben hier alles richtig gemacht". Kerbusch meinte die Abfallentsorgungsgebühren, deren Entwicklung in der Tat bemerkenswert ist.

Ein 240-Liter-Behälter verteuert sich bei wöchentlicher Leerung von 746,78 Euro auf 748,03 Euro, das sind gerade mal 0,17 Prozent. Im Jahre 2003 betrug die entsprechende Gebühr noch 875,80 Euro. Für Familie Mustermann mit ihrem 80-Liter-Gefäß, das alle 14 Tage geleert wird, steigen die Müllgebühren in 2011 um lediglich 98 Cent - pro Jahr wohlgemerkt.

Positiv ist auch, dass sich die Altpapierpreise wieder erholt haben: Nach einem Tiefstand von fünf bis zehn Euro pro Tonne werden jetzt um die 85 Euro pro Tonne gezahlt. Konstant bleiben auch die Kosten für die Straßenreinigung. "Wir haben hier die Gebühren bewusst klein gehalten", erklärte Kerbusch. Für ihr Haus mit einer Front von sieben Metern muss Familie Mustermann unverändert 5,25 Euro bezahlen.

Die Friedhofsgebühren ändern sich im kommenden Jahr nur geringfügig. Ein Wahlgrab mit allgemeinen Gestaltungsvorschriften wird sogar geringfügig billiger: Die Gebühren sinken von derzeit 2.718 auf 2.693 Euro. Die anonyme Bestattung wird 12 Euro teurer und schlägt mit exakt 1200 Euro zu Buche. Die preiswerteste Art ist die teilanonyme Urnenbestattung für 1.030 Euro (bislang 1.032 Euro).

Die Friedhofssatzung soll im kommenden Jahr überarbeitet werden. Ziel ist es, die Gebühren möglichst stabil zu halten. Längst nicht jeder Euro, den die Friedhofsarbeit verschlingt, fließt in die Gebührenrechnung mit ein: Der öffentliche Grün-Anteil der Friedhöfe wurde im Jahre 2008 auf 34,19 Prozent festgelegt. Das heißt, dass ein entsprechender Anteil der Kosten durch Steuermittel und nicht über die Gebühren finanziert wird.