Gesucht: Wohnraum für Flüchtlinge
Die Behörden rechnen mit einem massiven Anstieg der Zahlen. Platz für die Menschen gibt es kaum noch.
Willich. Auch in Willich wird in absehbarer Zeit mit einem massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen gerechnet. „Die Unterbringung ist schon jetzt in den vorhandenen Unterkünften nicht mehr zu bewältigen“, sagt Marco Härtel. Der 38-Jährige ist dafür bei der Stadtverwaltung mit zwei weiteren Kollegen zuständig.
Derzeit leben in den Unterkünften in Willich und Anrath bereits 211 Flüchtlinge aus Afrika, Asien oder aus dem ehemaligen Jugoslawien — der höchsten Stand bisher. Dabei sind die aktuellen Flüchtlinge aus Syrien noch gar nicht berücksichtigt.
Tagtäglich könnten daher neue Asylbewerber von den NRW-Auffanglagern in Schöppingen und Hemer in Willich eintreffen. Wie viele Personen noch kommen, lässt sich nicht vorhersagen. Marco Härtel: „Die Bezirksregierung in Arnsberg weist nach dem so genannten Königssteiner Schlüssel die Personen den Städten und Gemeinden in NRW zu.“
Erst im dritten Quartal dieses Jahres waren 39 Menschen nach Willich gekommen. Einige Asylbewerber leben seit rund sechs Jahren in Willich, da ihr Asylverfahren noch nicht beendet ist oder gegen die Ablehnung Rechtsmittel eingelegt wurden. In einigen Fällen ist nach wie vor ihre Identität unklar.
Flüchtlinge aus über 35 Staaten wohnen in Willich, unter anderem aus Pakistan, Afghanistan, aus der Russischen Föderation oder aus dem Kosovo. „Erst wenn über den Asylantrag positiv entschieden worden ist, können die Menschen eine Arbeitsstelle annehmen“, sagt Härtel.
Sie seien verpflichtet, gemeinnützige Arbeiten anzunehmen. Härtel: „Dazu gehört auch, die eigene Unterkunft oder die Außenanlagen sauber zu halten, bei Umzügen oder Renovierungen zu helfen.“ Erst nach genehmigtem Asylverfahren würden offizielle Integrationskurse angeboten. Erste Hilfestellungen geben ihnen in den Unterkünften die städtischen Hausmeister Nabil Daadouai, Thomas Kimhofer und Thomas Elflein. Es helfen weiterhin die Caritas oder das Freiwilligen-Zentrum.
Dass sich die Asylbewerber fern ihrer Heimat einigermaßen verständigen können, dafür sorgt seit über über 20 Jahren der von Jutta van Amern geführte Arbeitskreis „Fremde“. Über 20 Ehrenamtler — darunter Annedore Kirchner, Ruth Stieglitz oder Elke Schüssler — bieten auf freiwilliger Basis Sprach- oder andere Förderkurse an. „Vor allem die Frauen und die Kinder interessieren sich dafür“, sagt Jutta van Amern.
Aber auch dafür wird der Platz immer enger, teilweise werden diese Kurse in den kleinen Küchen der Gemeinschaftsunterkünfte abgehalten. „Wir brauchen vor allem in Anrath dringend zusätzliche Räume“, sagt Jutta van Amern. „Wir suchen seit längerem nach einer Unterkunft für einen Studenten und Bauingenieur aus Ägypten und für einen 20-jährigen Schüler aus Somalia.“
Einige andere der Helfer des Arbeitskreises gehen in die Familien, helfen mit zusätzlicher Kleidung oder Mobiliar, gehen mit zu den Ärzten und Behörden oder veranstalten kleinere Feste. Fieberhaft suchen die städtischen Mitarbeiter nach Wohnraum.
Dazu gehört auch der beabsichtigte Ausbau des Dachgeschosses einer Notunterkunft an der Anrather Lerchenfeldstraße. Dort sind in den zwei Unterkünften insgesamt 41 Asylbewerber untergebracht. Am Anrather Bahnhof sind dies wie an der Kochstraße in Alt-Willich jeweils 81 Personen, außerdem acht an der Viersener Straße in Anrath.