Kabarettist Horst Schroth Helikopter-Eltern und Alt-68er hat er auf dem Kieker

Kabarettist Horst Schroth ist mittlerweile Stammgast im Schloss Neersen. Diesmal kam er als Lehrer Laux.

Foto: Oliver Fantitsch

Neersen. „Der Laux, das war ein schräger Vogel, aber langweilig war es bei ihm nicht“: Horst Schroth verkörpert in seinem aktuellen Programm „Null Fehler“ den gestressten Oberstudienrat Olaf Laux, der aus seinem Berufsalltag plaudert. 209 Besucher sorgten dafür, dass die Motte im Neersener Schloss restlos ausverkauft war. Nach der Pause sollten jedoch einige Plätze frei bleiben.

Was macht heute einen Lehrer aus? Horst Schroth, der Power-Plauderer, spielt mit Klischees und Vorurteilen. Mit Fleece-Jacke, Cordhose und kariertem Hemd hastete er in den Saal, schimpfte über die „Stautobahn“ und über zwei Nachzügler, die einige Minuten zu spät kamen: „Ja, so macht man sich wichtig.“

Als Kunstfigur Olaf Laux, Oberstudienrat für Deutsch und Geschichte, gibt Horst Schroth wieder einmal alles. Woher nimmt er die Luft für seine Sätze, die nie enden wollen? Sein Blutdruck scheint ständig im roten Bereich zu sein, sein Mitteilungsbedürfnis ist enorm.

Gleich zu Beginn bringt er die Geschichte, die ihm Lehrerinnen im Ruhestand, die den Stress des Schulalltags noch Jahre später in den Knochen haben, übelnehmen sollten: Schroth alias Laux berichtet von dem braungebrannten Schülerinnenschwarm Winnie, der „die Burnout-Karte gezogen hat“ und sich mit 51 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Die Tragik: Dem passionierten Surfer fällt das Surfbrett vom Autodach — Genickbruch, tot.

Gefühle der Beklommenheit dürften Sätze ausgelöst haben, die jeder ehemalige Schüler noch in den Ohren hat — Sätze wie „Das geht alles von Ihrer Zeit ab“ oder „Ich warte, bis hier absolute Ruhe ist“.

Die pensionierten Lehrerinnen, die die zweite Halbzeit schwänzten, verpassten, dass Horst Schroth durchaus die Belastungen des Lehrerberufs auf dem Schirm hat. Das hörte sich dann beispielsweise so an: „Wenn ein Lehrer in Berlin-Neukölln um 20 Uhr nicht zu Hause ist, wird er für tot erklärt.“ Auf seine engagierte Art lässt er sich auch über die „Helikopter-Eltern“ aus, die ständig über den Kindern kreisen, über Mütter, die ihre Kids bis kurz vor der Einschulung stillen und Eltern, die ihren Nachwuchs bis kurz vor dem Abitur im Elternschlafzimmer nächtigen lassen.

Immer wieder bekommen intellektuelle Alt-68er ihr Fett weg, immer wieder bezieht Horst Schroth eine Lehrerin und einen Polizisten, die ziemlich vorne sitzen, mit ein, fragt sie um ihre Meinung, stellt sie als Musterbeispiel dar — alles fast schon ein wenig penetrant, aber die Zwei kehren nach der Pause brav auf ihre Plätze zurück.

Ach ja, als Olaf Laux, der 38 Jahre lang mit einer Lehrerin verheiratet ist, verrät Horst Schroth auch ein Geheimrezept für eine lange währende Ehe: „Man muss seine Fehler zugeben, bevor sie rot angestrichen werden.“