Die Pächterinnen von Haus Vorst „Ein Glücksgriff für das Haus und die ganze Gemeinde“

Seit zehn Jahren sind Marija und Nanette Slowick Pächterinnen von Haus Vorst. In dieser Zeit hat sich jede Menge getan.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. Eine ganze Weile hat’s schon gedauert, bis die Vorster sie ins Herz geschlossen hatten. „Nach vier bis fünf Jahren waren wir Marija und Nanette“, sagt Nanette Slowick. Gemeinsam mit ihrer Mutter ist sie seit nunmehr zehn Jahren Pächterin von Haus Vorst. Und fühlen sich im kleineren Tönisvorster Stadtteil pudelwohl.

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Dabei war’s am Anfang nun wirklich nicht einfach: Pächterwechsel, Renovierungsbedarf, ständige Diskussion über Saal, Kneipe und Hotel — es gibt sicher einfachere Voraussetzungen, um ein Traditionshaus wie dieses zu übernehmen. „Wenn wir die ganze Vorgeschichte gekannt hätten, hätten wir es vielleicht nicht gemacht“, sagt Nanette Slowick und schmunzelt.

Beide waren aus Viersen gekommen, wo sie den Rahserhof betrieben. „Es waren zwei Kunden aus dem Kirchenvorstand in Vorst, die immer wieder gefragt haben, ob wir nicht wechseln wollen“, erinnert sich die 42-Jährige. „Wir wollten eigentlich nicht.“ Dann aber sei die Pacht erhöht worden, die beiden Damen „kamen nochmal neu rein“ und entschieden, nach Vorst zu gehen. Wo sie Pächter bei der Kirche wurden.

Ein Plus sei zunächst gewesen, dass eine ganze Reihe von Stammkunden nach Vorst gekommen sei, etwa Gäste von Kaiser’s/Tengelmann. Zusätzlich profitiere das Haus bis heute von den Messen in Düsseldorf. 14 Zimmer hat das Hotel. „Wir versuchen, unseren Gästen quasi ein zweites Wohnzimmer zu bieten. Sie kommen abends von der Messe, ziehen bequeme Schuhe an und kommen dann zum Essen“, erzählt die Gastronomin.

Natürlich hätten sie sich daran machen müssen, die Speisekarte neu zu gestalten. „Wir wollten nicht in die Jugo-Ecke gestellt werden“, sagt Nanette Slowick, die Kroatin ist. International mit regionalen und saisonalen Spezialitäten. Und auf keinen Fall eine Karte, die so dick ist wie ein Lexikon. „Das kommt heute nicht mehr an.“

Etwas Entscheidendes tat sich vor drei Jahren: Die Slowicks sind nun auch Herrinnen über den Saal. Der nach wie vor für die Kirche ein Gemeindezentrum ist. Über sie läuft jede Belegung. „Wir richten sehr viele Hochzeiten aus“, berichtet Nanette Slowick. Ein Brautpaar frage zunächst nach runden Tischen, hohen Kerzenständern und Stuhlhussen. „Das haben wir. Und schon ist man im Gespräch“, so Slowick. Und natürlich sei das Haus bei den gängigen Hochzeitsportalen ebenso vertreten wie bei facebook.

Es sind die vielen Bausteine, die die Geschichte zu einer Erfolgsstory machten. Dazu zählt elementar, dass die Vorster kommen. Auf ein Bier, ein Spielchen oder eben zum Essen. Mittlerweile bringen auch viele ihre Gäste hier unter. Außerdem spielt der Faktor Beerdigungen eine Rolle. „Viele Gesellschaften kommen auch aus St. Tönis, weil es dort keine geeignete Kapazität gibt“, erklärt Nanette Slowick. Und erwähnt stolz, dass ihr Sohn, der fünfjährige Ron, sich bei der Begrüßung von Gesellschaften schon gerne nützlich mache.

Ein neuer Pachtvertrag ist gerade abgeschlossen. „Es war ein Glücksgriff sowohl für das Haus wie für Vorst selbst“, erklärt Pfarrer Ludwig Kamm für die Vermieterseite. „Die Pächterinnen haben mit viel Zeitaufwand, mit Qualität und Liebenswürdigkeit dieses Haus zu einem Erfolg geführt.“ Was für ein Kompliment.