Interview: „Jesus wollte keine Spaltung“

Zwischen den umstrittenen Worten Papst Benedikts XVI. und der Wirklichkeit in den Gemeinden liegen für den Willicher Pfarrer Rolf Klein Welten.

Willich. Viel Kopfschütteln und lautstarke Proteste haben die jüngsten Ausführungen von Papst Benedikt XVI. ausgelöst. Bei den Protestanten handele es sich nicht um eine "Kirche im eigentlichen Sinn" heißt es in einem Text der Glaubenskongregation. Die WZ hat sich mit dem evangelischen Pfarrer Rolf Klein über die Ökumene in Willich unterhalten. Erst am Samstag hatte er in der katholischen Kirche St. Katharina beim Schützenfest gepredigt und mit der Gemeinde Abendmahl gefeiert. Ganz gegen die päpstlichen Wünsche.

Das lässt sich doch aus den Formulierungen Papst Benedikts ableiten. Klein: Ich habe noch nie erlebt, dass mich ein katholischer Kollege nicht als gleichberechtigt behandelt hätte. Zwischen Rom und dem Selbstverständnis vor Ort liegen Welten. Wir wollen die Gemeinsamkeiten betonen und nicht die Unterschiede. Ehepartner unterschiedlicher Konfessionen gehen bei uns zum Beispiel in katholische wie evangelische Gottesdienste. Ich habe noch nie gehört, dass ihnen das gemeinsame Abendmahl verweigert worden wäre. Deshalb finde ich auch die Aufregung übertrieben.

Aber haben Sie die Aussage des Papstes nicht auch als Beleidigung empfunden? Klein: Letztendlich ist das ja nichts Neues. Ähnliches war schon im Jahr 2000 in der römischen Erklärung "Dominus Jesus" zu lesen. Damals habe ich mich schon gefragt, wie es sein kann, uns etwas abzusprechen. Zumal mir sowieso Leute suspekt sind, die immer alles ganz genau wissen. Aber wir haben genug Selbstbewusstsein, es anders zu sehen und danach zu handeln.

Was denken sie, warum besteht der Vatikan darauf, die einzige Kirche zu sein? Klein: Das ist ein Systemproblem. Wie bei einem Computer, bei dem die Hardware-Voraussetzungen nur eine bestimmte Software zulassen. Die katholische Kirche müsste vielleicht ihr exklusives Selbstverständnis neu überdenken.