Jubiläum: St. Töniser Hospizhelferinnen stellen ihre Arbeit vor

Die Gruppe besteht seit zehn Jahren. Sie feierte nun ein Fest der Begegnung auf dem Rathausplatz.

St. Tönis. Lateinisch hospitium bedeutet Gast-, Rasthaus, Gastfreundschaft. Das trifft im übertragenen Sinne auch auf die St. Töniser Hospizgruppe zu, die Sterbende auf ihrem letzten Weg begleitet und für deren Familien wertvolle Unterstützung ist. Jetzt machte das Hospitium durch Aktionen auf das zehnjähriges Bestehen aufmerksam.

Auf dem Rathausplatz stand ein Zelt, in dem Anka Franken, 74, aus Mönchengladbach, Märchen der Brüder Grimm über Leben und Tod erzählte. Passanten blieben stehen, machten sich einen Eindruck über das Engagement der neun ausgebildeten Hospizhelferinnen der St.Töniser Gruppe.

In den ersten zwei Stunden dürften es schon 130 Besucher gewesen sein. "Mit der Veranstaltung sind wir rundum zufrieden", sagte Brigitte Christ. In der ersten Reihe mit dabei Gertrud Faber (74). Die ehemalige Uerdinger Lehrerin wird im Altenheim betreut, seit einiger Zeit auch von der St. Töniser Gruppe.

"Ich will mich nur einmal informieren", sagte Markus Peters (41). Das männliche Geschlecht war nicht nur unter den Besuchern in der Minderheit. "Wir brauchen dringend Männer, die bei uns mitmachen", appellierte Brigitte Christ an Unentschlossene, Treffen in der Remise des Mertenshofes zu besuchen: jeden zweiten Dienstag im Monat, 19.30 Uhr. Walter Marendorf von der Anrather Hospizgruppe macht’s vor. Der 69-Jährige betreut darüberhinaus Strafgefangene in der Justizvollzugsanstalt.

Der ökumenische Gottesdienst mit den beiden Seelsorgern Klaus-Stephan Gerndt und Daniela Büscher-Bruch eröffnete den Jubiläumstag. Mittags referierte Dr.Peter Gretenkort über Palliativmedizin.

Frau der ersten Stunde ist in St. Tönis die 64-jährige Hanni Röttches. Ihr geht ein Erlebnis mit einem über 95 Jahre alt gewordenen ehemaligen Dirigenten nicht mehr aus dem Sinn, den sie bis zu seinem Tod etwa eineinhalb Jahre begleitete. "Zuletzt konnte er sich in seinem Bett kaum noch bewegen, nicht mehr hören und sprechen."

Eines Tages brachte sie ihre Gitarre mit zum Krankenbett: "Er hörte mein Gitarrenspiel überhaupt nicht. Als ich ihm aber die Gitarre auf den Bauch legte, seine Finger über die Saiten bewegte, machte er große Augen und freute sich über das ganze Gesicht."

"Melden Sie sich frühzeitig bei uns und nicht erst, wenn wir den Sterbenden nur noch die Hand halten können", baten die ehrenamtlichen Frauen die Besucher. Brigitte Christ (Tel. 02151/798611) und Marie-Hanne Brauers (Tel. 790477) informieren.