Kempen und Vorst – das passt
Die Beziehungen der Gemeinden sind über Jahrhunderte gewachsen. Vorst war immer wie die „kleine Tochter“.
Kempen/Vorst. Wenn Kempen mit Tönisvorst künftig nach dem Willen des Bischofs eine "Gemeinschaft von Gemeinden" (GvG) bildet, spielen auch historisch gewachsene Verbindungen mit hinein. Besonders die Propsteipfarrgemeinde St.Mariae Geburt und die Vorster Gemeinde St.Godehard hatten über Jahrhunderte einen regen Austausch.
Darüber berichtet jetzt Johann Jakob Manten(71) im Kempener Pfarrbrief. Der Vorster hat 24Jahre in der Burg als Stadt-Archivar gearbeitet und kennt sich in den Beziehungen Kempen-Vorst bestens aus. Manten stützt sich auf das 1979 erschienene Standardwerk des Vorsters Franz Dohr "Vorst. Aus der Geschichte einer Gemeinde".
Manten beginnt seine Recherchen im Jahr 1308: Im Abgabenverzeichnis des Kölner Erzbischofs steht die Pfarre Kempen an erster Stelle im Dekanat Süchteln- zu dem auch die Kapelle Vorst gehört. Der Kempener Chronist Johannes Wilmius (1585-1655) zählt Vorst zu den Tochterkirchen der Mutterkirche Kempen: "Sie zahlt jährlich zum Zeichen ihrer Untergebenheit sechs Goldgulden."
Vorst sei 1310 mit Einwilligung des Gladbacher Abtes von Kempen getrennt worden. Um das Jahr 1259, schreibt Wilmius, seien Vorst die Reliquien des heutigen Namenspatrons, des heiligen Godehard, übertragen worden. Ab 1320 waren Kempen- und damit auch Vorst- der Abtei Gladbach güterrechtlich zuzuordnen.
"Vorst war bis 1559 Filiale von St.Marien in Kempen", berichtet Manten. Erst nach und nach gelang es den Rektoren der Vorster Kapelle, sich Rechte wie die Durchführung von Taufen, Trauungen oder die heilige Ölung übertragen zu lassen.
1380 verlieh Erzbischof Friedrich von Saarwerden Vorst das Recht, sich einen eigenen Friedhof neben der Kirche anzulegen. Bis dahin musste die Gemeinde ihre Toten auf dem Kempener Kirchhof beerdigen lassen.
Vorst wurde im 14.Jahrhundert als "Große Honschaft im Amt Kempen" geführt. Mehr als 200Jahre rang diese Honschaft darum, von der Mutterkirche Rechte übertragen zu bekommen. Aber die Kempener Pfarrer wollten auf ihre Zuständigkeit nicht verzichten und appellierten von Fall zu Fall an den Abt in Gladbach.
Erst 1547 wurde eine Bittschrift um einen Taufstein und die Ölung positiv beschieden, und zwar gegen den ausdrücklichen Willen der Kempener Geistlichkeit. 1559 durfte Vorst, das inzwischen auf 1400 Personen angewachsen war, einen Taufstein aufstellen und von ihrem Pastor die Ölung spenden lassen.
Der Gladbacher Abtei blieb, die Pfarrerstelle in Vorst mit einem ihrer Mönche zu besetzen. Manten: "Damit hatte die Vorster Kirche 1559 die Rechte einer selbstständigen Pfarre vollständig erlangt." Heute hat Kempen-St.Marien 5560, Vorst 4000 Katholiken.