Neersen: Herz und Schmerz im vollen Keller
Marc Suesterhenn begeistert mit Schlagerrevue.
Neersen. "Erst war es Liebe in Moll, das war nicht so toll, jetzt ist es Liebe in Dur, von Reue keine Spur": Marc Suesterhenn vom Schlossfestspiel-Team lud als Franco Weiss (Foto) zu einer parodistischen Schlagerrevue in den Schlosskeller, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Herz, Schmerz und Nostalgie berührten die Zuschauer, setzten sie einem Wechselbad der Gefühle aus.
Schon das Bühnenbild verströmte Nostalgie pur: Bunte Tapete mit grafischem Muster, braune Heizkörperverkleidungen zu Zeiten, als der Liter Heizöl noch um die zehn Pfennig kostete, Pril-Blumen und Pferdeposter und ein Plattencover von Udo Jürgens von anno dazumal. Suesterhenn präsentierte sich als Ruhrpott-Gigolo mit Migrationshintergrund: Der Vater war irischer Eisenbahnschienenbieger. Was hätte der wohl zu einem Sohn gesagt, der mit lachsfarbenem Rüschenhemd und silberner Glitzerhose auf der ganz seichten Schlagerwelle reitet?
Ein wenig dürften sich die Besucher auch wie in der altehrwürdigen Hitparade gefühlt haben, damals, aus Berlin, samstags um 19.35Uhr und 23 Sekunden.
Als Franco Weiss begnügte sich der aus Meerbusch stammende Marc Suesterhenn nicht damit, Schlager möglichst originalgetreu zu interpretieren. Statt dessen machte er sich einen Spaß darauf, die hüftschwungbetonten Bewegungen und die schmalzigen Texte so zu parodieren, dass die Zuschauer lachen mussten. Die Songs wurden durch Texte miteinander verknüpft, die teils aus der eigenen Feder stammen, teils bei berühmten Humoristen wie Loriot entliehen waren.
Die Musik hatte in der Regel Jörn Friese beigesteuert. Kitsch-klebrige Songs wie vom "Schuldturm der Gefühle" oder von der "Liebensambulanz" sind gelungene Beispiele für die fruchtbare Kooperation zwischen ihm und Suesterhenn. Der junge Schauspieler stürzte die Zuschauer in allertiefste Betroffenheit, als er das Lied "Teddybär 1 - 4" von Johnny Hill ohne jegliche musikalische oder choreographische Verballhornung vortrug.
Suesterhenn rief zu vorgerückter Stunde die Feuerzeugschwenker auf den Plan. Und den wunderschönen Klassiker "Somethin’ stupid" sang er in Begleitung einer aufregenden Blondin, die Festspiel-Kenner als Regisseurin Christine Csar identifizierten.
"Liebe in Moll" wird noch einmal am 12. August um 20.30 Uhr im Schlosskeller aufgeführt.