„Merkelianisches Zeitalter“

Ausstellung: Bei der CDU in Willich waren am Wochenende Karikaturen über die Bundeskanzlerin zu sehen.

Willich. "Das neue Bürgerbüro im Rathaus auf dem Kaiserplatz ist kein Politik-Büro, sondern soll auch ein Treffpunkt sein", wünscht sich Guido Görtz als CDU-Sprecher. Ganz in diesem Sinne war dort am Wochenende eine Ausstellung mit Karikaturen von Heiko Sakurai zu sehen. Hauptdarstellerin: Angela Merkel. Leider waren zur Eröffnung nicht so wahnsinnig viele Besucher gekommen.

Heiko Sakurai, Jahrgang 1971, hatte Uwe Schummer vor 15 Jahren kennengelernt. Der in Neersen lebende Bundestagsabgeordnete war damals für das CDA-Magazin verantwortlich und hatte jetzt den Karikaturisten geworben. Als CDU-Karikaturist sieht sich der gebürtige Recklinghausener allerdings nicht.

"Provokant, aggressiv und polemisch muss eine Karikatur sein", erklärte Sakurai gegenüber der WZ. Außerdem müsse sie irritieren. Durch die "Parteibrille" schaue er nicht, wenn er sich künstlerisch betätige. Die Arbeiten, in etwa in DIN-A-4-Größe, sind mit schwarzem Strich gezeichnet. Typisch sind auch die Sprechblasen - sie verraten Sakurai’s enge Beziehung zum Comic-Zeichnen.

Es waren am Kaiserplatz ganz aktuelle Arbeiten zu sehen - Karikaturen, die beispielsweise die Beziehungen zwischen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy beleuchten - hier ist der französische Staatschef immer noch einen Tick trickreicher als die Kanzlerin.

Trotzdem scheint Heiko Sakurai sie tendenziell mit Wohlwollen zu betrachten - ganz mondän verkörpert sie das "Merkelianische Zeitalter", ihre Kronprinzen schrumpfen zur Bedeutungslosigkeit: So ist aus Roland Koch ein kleiner quakender Frosch geworden.

Unter der Überschrift "Die Leichtigkeit des Seins" wird ein Mädchen von einem Luftballon mit Merkels Konterfei geradezu beflügelt, während ein SPD-Mann an der Fußfessel die bleiern schwere Kugel mit dem Gesicht von Kurt Beck kaum vorwärts kommt.

Das gefährlich anmutende Brüllen des "Russischen Bären" deutet die Naturwissenschaftlerin Merkel als "Schrei nach Liebe". Und der "Chinesische Drachen" kann ihr im Kanzleramt nichts anhaben, da "die Fenster feuerfest sind".

Uwe Schummer hatte ein 30-seitiges Heft zur Ausstellung herausgegeben. Darin lobt er Heiko Sakurai: "Karikaturen können böse sein, wenn sie in Propaganda abgleiten - Heiko Sakurai zeichnet mit Herz und stiller Sympathie, ohne dabei seine Distanz als Bebobachter aufzugeben."