Anrath: Gefängnis vor dem Umzug

Ende des Jahres bezieht der Frauenknast die neuen Gebäude. Die Verantwortlichen sehen das gelassen.

Anrath. Dieter Paulus sieht die Sache gelassen. "Das ist auch nicht anders, als wenn man mit seiner Familie umzieht. Nur ein bisschen größer." Denn wenn die JVA Willich II nach Fertigstellung des Gefängnis-Neubaus umzieht, sind davon rund 150 inhaftierte Frauen betroffen und jede Menge Bedienstete.

"Das wird für alle eine Verbesserung", ist sich der stellvertretende Anstaltsleiter sicher. Zwar hat die Gefängnisleitung heute noch einen unvergitterten Arbeitsplatz im Gebäude des offenen Vollzugs, "dann sind wir wieder näher an der Verwaltung."

Seine Kollegen aus dem Wachdienst hingegen, die ein Büro in einer notdürftig umfunktionierten Gefängniszelle haben, "die bekommen endlich ein vernünftiges Büro." Das ist bislang nur 7,5 Quadratmeter groß, durch das einzige kleine Fenster, ganz oben in den hohen Räumen in der Architektur aus den Anfangsjahren des vorigen Jahrhunderts, fällt wenig Licht. Ein Zustand, der Neigungen zur Depression sicher steigert.

Auch den Gefangenen gönnt er den Umzug aus dem "Wohnklo" (Toilette und das Waschbecken sind lediglich hinter einer Spanischen Wand) in eine Zelle mit einem gesonderten Toilettenraum und einem großen Fenster. "Die Hafträume sind so angeordnet, dass da auch wirklich Sonne reinscheint."

Immerhin hat die seit 2006 mit dem Umzug betraute Arbeitsgruppe allein für den Umzug von Akten und EDV 3000 Umzugskartons bestellt. Für den Umzug der Gefangenen rechnet man noch einmal mit der gleiche Menge.

Dahin kommen dann ihre persönlichen Dinge, aber auch Decken und das Essgeschirr. Transportiert werden die Kisten auf fahrbaren Behältnissen. "Wenn es das Wetter erlaubt." Paulus rechnet jedoch mit typischem Niederrhein-Niesel, "dann kommen Lkw."

Beim Umzug werden auch große Teile des Mobiliars erneuert. "Wir haben in der letzten Zeit Defekte nur noch notdürftig repariert", sagt er. Er hingegen bleibt bei seinem alten Schreibtisch. "Der ist noch absolut in Ordnung, der wird mitgenommen."

Erleichtert wird der Umzug durch die Tatsache, dass bis dahin die im Bau befindliche Mauer den gesamten Komplex umgeben wird. "Das ist dann ein Umzug hinter den Mauern, das wird an einem Tag zu schaffen sein." Wahrscheinlich wird er an einem Wochenende stattfinden. Dann ist weniger los in der Anstalt. "Aber wir sind ein 24-Stunden-Betrieb", sagt Paulus einschränkend. Das heißt, dass das Lazarett funktionstüchtig bleiben muss, ebenso die Geschäftsstelle.

Zwar werden Polizei und andere Haftanstalten zum Umzugstermin auf Überstellungen verzichten, "aber wir wissen nie, was an so genannten ,Selbststellern’ kommt", sagt Paulus. Das sind Menschen, denen nach Urteilsverkündung noch die Gelegenheit eingeräumt wird, ihre persönlichen Angelegenheiten zu regeln. "Sie bekommen dann ein Schreiben, in dem sie aufgefordert werden, innerhalb von 14 Tagen ihre Haft anzutreten", erklärt Paulus. Keiner weiß, wann genau sie sich dazu entschließen werden.

An dem betreffenden Wochenende werden dann auch alle Bediensteten im Einsatz sein. "Urlaubssperren sind schon verhängt." Besuche kann es nicht geben. Nach dem Umzug wird es im Frauengefängnis zehn statt bisher fünf Abteilungen geben. "Und wir haben Platz für 191 Gefangene", statt bisher 141.