Ausverkauf in Schiefbahn: Trödel-King empfängt sein Volk

Eine Garage im Unterbruch wurde am Donnerstag zum Mekka der Trödel-Fans.

Schiefbahn. Einem guten König liegt das Volk zu Füßen. Roland Beuge ist "Trödel-King". Er genoss am Donnerstag im Unterbruch auf dem Grundstück der Familie Wiese allergrößte Hochachtung: "Roland, wir brauchen Dich", war immer wieder zu hören.

Der 42-Jährige, der seit seinem 15.Lebensjahr der Atmosphäre der Trödelmärkte hoffnungslos verfallen ist, musste den Wert des Trödels schätzen - Feilschen war nur in beschränkten Maße möglich. Voraussichtlich im Oktober wird der Handel im Unterbruch im WDR-Fernsehen ausgestrahlt.

Ralf Weiß aus Neersen war einer der ersten Trödler gestern Vormittag. Zuerst musste er sich in eine Liste eintragen und damit sein Einverständnis geben, gefilmt zu werden. Bei ihm war’s Liebe auf den ersten Blick: Das gelbe dreirädrige Fahrrad hatte es ihm angetan. Eigentlich hatte es Olaf Wiese (40) für seine Mutter restauriert - die kam aber nicht damit zurecht. "80Euro hab’ ich dafür bezahlt - ein guter Preis", freute sich Weiß.

Aufnahmeleiter Peter Heinz war beeindruckt: "Ich bin sehr überrascht von der großen Resonanz. Hier herrscht ja beinahe Volksfeststimmung." Nur einmal wäre ihm das Lachen fast vergangen: Um ein Haar hätten Trödler die Werkzeugkiste des WDR für kleines Geld erstanden - inklusive des Handys vom Trödel-König. Als der Irrtum entdeckt wurde, mussten alle herzhaft lachen. Wie überhaupt die Atmosphäre locker und entspannt war.

Stephanie Koslowski (38), die Lebengefährtin des ebenfalls aus Düsseldorf stammenden EDV-Kaufmanns Olaf Wiese, packte fleißig mit an: Nach und nach wurde die 40- Quadratmeter-Garage ausgeräumt. Auf dem Trödel - vom Klappstuhl bis zum alten Schrank - hatte sich eine Staubschicht gebildet.

Über die Jahrzehnte hatten sich die unterschiedlichsten Sachen angesammelt, jetzt hieß es Abschied nehmen. "Na, willst Du auch ins Fernsehen", begrüßten sich eifrige Trödler. "Eijeijei": Das war eine typische Äußerung, wenn man auf etwas Interessantes gestoßen war - auf den alten Spielautomaten etwa oder die Holzkiste gefüllt mit allem, was ein Soldat einst so brauchte.

Roland Beuge taxierte das alte Waschbrett auf drei Euro, bei etlichen Sachen war er deutlich unsicherer: "Eine alte Schaufensterpuppe, eine alte Staffelei, die per Kurbel höhenverstellbar ist, Bilder und vier Gitarren muss ich schätzen lassen", so der "König" gegenüber der WZ.

Olaf Wiese half, den alten Schreibtisch mit den zwei Mausefallen drauf rauszuschleppen, der einen neuen Besitzer gefunden hatte. Josefine Maritzen (69) aus Willich entdeckte die Jules-Verne-Bücher, die sie als junges Mädchen nicht hatte lesen dürfen.

Das zarte Landschaftsaquarell stand neben den Bildern von posenden Bodybuildern. Ebenso skurril wie der Trödel: die Besucher. Die junge Frau mit Cowboyhut und umfangreichen Tätowierungen, die älteren Männer in Unterhemden und drei Goldkettchen - es gab nicht nur auf den Wühltischen Interessantes zu sehen.