Tönisvorst Knebel und Co. lassen es krachen
Das Affentheater reißt beim ausverkauften Gastspiel in der Apfelstadt die Zuschauer im Forum von den Stühlen.
Tönisvorst. Glaubse — über den Häbbat und sein Affentheater zu schreiben, is getz gar nich so einfach. Denn darüber lesen ist viel zu wenig, erleben muss man’s, wie die Besucher im ausverkauften Forum Corneliusfeld sich vor Lachen die Bäuche halten und die Tränen aus den Augen wischen. Mit „Männer ohne Nerven“ hat der Stadtkulturbund Tönisvorst einen fetten Schlusspunkt unter seine Spielzeit 2016/17 gesetzt.
Blödelei und beste Rockmusik — das ist seit vielen Jahren das Erfolgsrezept, mit dem Uwe Lyko (alias Herbert Knebel), Martin Breuer (Ernst Pichl), Detlef Hinze (der Trainer) und Georg Göbel-Jakobi Ozzy Ostermann) durch die Republik reisen. Das aktuelle Programm der „Männer ohne Nerven“ ist schon drei Jahre alt — und kommt doch so frisch und witzig daher, als hätten es sich die Vier gerade eben ausgedacht. Spaß haben sie immer noch dabei, wie beim Grinsen über kleine Pannen mehrfach rüber kommt.
So langsam rücken Knebel und Co. auch in Echt dem Rentner-Alter immer näher, das sie schon seit Jahren verkörpern. Die Bäuche werden runder (zumindest bei Ozzi), die Haare grauer — sofern sie unter der Kappe denn noch vorhanden sind. Herbert Knebel selbst weiß es auch nicht, denn er hat sie seit dem beginnenden Haarausfall am Ende seiner Elvis-Ära nicht mehr abgesetzt: „Weiß der Teufel, wie es jetzt darunter aussieht . . .“.
Überhaupt, das Alter. Das zieht sich als Thema durch den ganzen Abend. Mal in Anspielungen auf die (offenbar übertriebene) Verwendung von Abführmitteln, mal in der klaren Absage an eine Zukunft im Altersheim. „Mich kriegt kein Schwein nach San Franziskus“ rocken Herbert und Co. da zur hippie-seligen Musik von Scott McKenzies „San Francisco“, lassen wenig später wissen, dass sie „Born zu be wild“ (Steppenwolf) sind — und stimmen ganz am Ende ein inbrünstiges „Von innen jung“ (nach Dylans „Forever young“) an.
Der Parforce-Ritt durch die Musikgeschichte, der in den 60er Jahren beginnt und in den frühen 2000ern endet, lässt den Besucher gelegentlich grübeln: „Woher kenn’ ich das denn jetzt?“ Nun, den „Regionalexpress“ hat sicher nicht jeder als „Marrakesch Express“ von „Crosby, Stills & Nash“ erkannt und auch nicht „Imitation Of Life“ von R.E.M., das sich in der Affentheater-Version in „Die Currywurst, mit Curry dran“ verwandelt. Scharf.
Apropos: Scharfes indisches Essen (unter der Knebels Guste zu leiden hat), Schwimmübungen im Hallenbad (unter der Knebels Guste zu leiden hat) und eine Runde „Stadt, Land, Fluss“, bei der sich der „Trainer“ als echte Leuchte erweist, sind weitere Höhepunkte. Erst recht das tiefschürfende Gespräch über Umweltprobleme und Ressourcenverschwendung, bei der „Trainer“ erneut den Vogel abschießt: „Windräder — wat die für nen Strom verbrauchen. Und wer braucht schon Wind?“ Angesichts solcher Erkenntnisse bleibt dem Besucher nur eines: Bauch halten und Tränen aus den Augen wischen.