Abenteuer UK-Rally: Willcher fahren im alten Volvo durch die Highlands
Malte Stukenberg und Philipp Kruse aus Willich nehmen an der UK-Rally durch England, Wales und Schottland teil. Zwischendurch müssen sie sich außergewöhnlichen Prüfungen stellen.
Willich. Die mobile Verbindung über den Ärmelkanal ist besser als bei einem Ortsgespräch. Malte Stukenberg (29) klingt so klar und nah, als würde er gerade im Auto eine Runde im Kreisverkehr an der Bahnstraße in Willich drehen.
Dabei sitzt er auf dem Beifahrersitz eines betagten Volvos in schwarz-weißem Retro-Rallye-Design mit roten Streifen — irgendwo zwischen Wales und Schottland.
Sein Kumpel Philipp Kruse aus Wekeln steuert die Karre, die im Ankauf 450 Euro gekostet hat, über die Straßen. Sie verlangen dem 21-Jährigen zuweilen höchste Konzentration ab.
Die beiden Jungs vom Niederrhein sind seit einigen Tagen auf der Insel unterwegs. Sie nehmen — wie 53 weitere Teams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien — an der UK-Rally „Knights of the Island“ teil. Ein Zeitungsartikel hat sie für diesen Trip begeistert. Jetzt tun sie es tatsächlich. Bis zur Finish Line, zur Ziellinie, in Edinburgh am 22. Mai.
Was schreiben die Veranstalter auf ihrer Homepage über diese Rally? „Das ultimative Abenteuer. Roadtrip im Vereinigten Königreich. Erobere die Burgen und Schlösser Englands, erklimme die sagenumwobenen Highlands in Schottland und entdecke die alten keltischen Wurzeln im Land des Drachens, Wales. Bei dieser Rally tauchst Du ein in die Seele Großbritanniens.“
Malte und Philipp nehmen die Herausforderung über 3500 Kilometer an. Und haben schon lernen müssen, dass Wales zwar „landschaftlich ein Traum“ ist, es auf der Insel aber gerne viel und durchgehend regnet und ihr mitgeführtes Zelt als trockenes Nachtlager-Dach über dem Kopf nichts mehr taugt. Malte: „Es hat zwei Tage durchgeschüttet. Das hält kein Zelt der Welt aus.“ Zwei Nächte im Hotel haben das finanzielle Polster belastet.
Seit dem 13. Mai sind die jungen Männer, die sich von den Willicher Maltesern kennen, mit dem Volvo, Kennzeichen „KK PM 517“, unterwegs. Immer auf Linksverkehr eingestellt, aber ohne „technische Hilfsmittel wie Navi oder GPS. „Verboten!“,sagt Malte.
Malte Stukenberg über Wetter- widrigkeiten und Schlafmangel
So geht es in Pfadfindermanier durch England, Wales und Schottland, „durch Highlands, Lowlands, Nolands“. Der Veranstalter mag Wortspiele. Die Willicher haben alle diese „Landschaften“ schon kennengelernt.
Nicht verboten, sondern gefordert sind Erledigt-Häkchen hinter allen Tagesaufgaben im Roadbook, das die Rallyteilnehmer zu Beginn der Rundreise in die Hand bekommen haben. Klappt nicht immer.
„Fangt einen Fisch“. Die Aufgabe wurde zwei Stunden lang gemeinsam mit Team Österreich in einem Boot angegangen. Angebissen hat auf dem See nichts und niemand. Diese 20 Punkte sind ihnen durchs Netz gegangen.
Auch das Schaf, das sie für ein Bild einfangen sollten, hat zu viele Haken in den Highlands geschlagen. Den Fotobeweis mussten die Jungs vom Niederrhein schuldig bleiben.
Dafür haben sie in einem englischen Supermarkt ihre T-Shirts kurz gegen Frauenkleidung und Hüte eingetauscht und ein ladylikes Selfie vor der Umkleide geschossen.
Die nächste Herausforderung ist, „eine Postkarte mit den Royals zu finden, von einem echten Lord unterschreiben zu lassen und dann per Flaschenpost in die See zu werfen“. Malte ist zuversichtlich, es zu schaffen. Zuversicht verlässt ihn allerdings manchmal, wenn der Volvo Geräusche macht, die ungesund klingen. Philipp, der ein baugleiches Modell zu Hause hat, beruhigt ihn dann und sagt: „Das muss so“ und stellt das Radio lauter.
Ein Bad im Meer, Highlandgames am Strand oder die kurvenreiche Fahrt durch englische Kreisverkehre, gegen die der in Willich — meint Malte — „Kinderkram“ ist. Fast jeden gefahrenen Kilometer und fast jede Prüfung halten die Jungs auf ihrer Facebookseite fest.
Filmen, fahren, feiern und nun frohlocken: Weil dieser Text über sie und ihre Rally-Teilnahme in der Zeitung gedruckt ist, stehen Malte und Philipp nun 40 Punkte zu.