Neersen: Kanal-Ausbau ärgert Anwohner

Die Stadt hat den Mutschenweg erneuert. Die Anwohner fürchten hohe Kosten.

<strong>Neersen. Der Mutschenweg ist bislang eine ruhige Seitenstraße gewesen. Doch mit der Ruhe ist es seit einigen Monaten vorbei: Erst gab es Kanalbauarbeiten, jetzt werden die Bürgersteige und die Fahrbahn erneuert. Das alles geht den Anwohner viel zu weit. "Demnächst wohnen wir hier an einer Prachtallee", spöttelt ein Hauseigentümer mit Blick auf das graue Pflaster, mit dem gerade der Bürgersteig gestaltet wird. Er wie viele seiner Nachbarn befürchten, den Ausbau teuer bezahlen zu müssen. Ihr Briefwechsel mit der Stadt füllt deshalb schon ganze Aktenordner.

Revisionsschächte sind der Stein des Anstoßes

26 Eigentümer der Häuser mit den ungeraden Hausnummern zwischen 1 bis 57 sind betroffen. Sie kritisieren den Bau eines neuen Regenwasserkanals. Denn der sei überflüssig gewesen: "Auf unseren Grundstücken hatten wir einen funktionierenden Kanal." Der sei aber von der Stadt vor einigen Jahren beim Ausbaus des oberen Mutschenwegs vom öffentlichen System getrennt worden, statt ihn an den neuen Kanal anzuschließen. Was den Anwohnern zusätzlich sauer aufstößt: Der neue Regenwasserkanal wurde vergrößert - aber gar nicht für den Mutschenweg, sondern für das Neubaugebiet Am Bruch.

Der zweite Stein des Anstoßes ist in den Vorgärten zu finden: Jedes Haus hat jetzt einen eigenen Reinigungsschacht bekommen, über den zum Beispiel Undichtigkeiten im Kanal beseitigt werden können. "Die Schächte kosten im Schnitt 500 Euro. Muss dieser Aufwand in einem Altbau-Gebiet denn sein?", fragt ein weiterer Anwohner.

Auch der Ausbau der Gehwege erscheint vielen zu aufwändig. "Mir hätte es gereicht, wenn die alten Bürgersteigplatten wieder eingebaut worden wären. Defekte Stellen hätte man ja ausbessern können", heißt es.

Insgesamt, so wird betont, habe man ja nichts gegen die Umstellung der Kanalisation von Misch- auf getrennte Systeme. Das Ganze müsse aber zu nachvollziehbaren Bedingungen und Kosten geschehen. Und über die Preisfrage lasse die Stadt die Betroffenen aber im Dunkeln tappen.

Ein Gutachter habe festgestellt, so führt er weiter aus, dass der alte Straßenunterbau nicht mehr tragfähig genug sei. Die neue Fahrbahn werde aber auch nur aus Asphalt bestehen: "Das macht kostenmäßig keinen Unterschied." Und das Pflaster der Gehwege passe man optisch dem Ausbau des oberen Mutschenwegs an.

Die kritisierten Revisionsschächte, so sagt Vedder, müssten nach der gültigen Entwässerungssatzung der Stadt überall eingebaut werden, wo dies technisch möglich sei. Auf der Grundlage des Landeswassergesetzes und zum Schutz des Grundwassers entstünden sie in den kommenden Jahren "landauf, landab". "Aber das ärgert die Leute natürlich, weil es kostet."

Arbeiten Auf dem Mutschenweg ist der alte Mischwasserkanal durch zwei getrennte Systeme (Regen- und Schmutzwasser) ersetzt worden. Gleichzeitig wurden die Grundstücksanschlüsse erneuert. Der neue Regenwasserkanal dient auch als Sammler für das Baugebiet Am Bruch.

Revisionsschächte Die so genannten Revisionsschächte dienen laut Stadtverwaltung der Wartung, Kontrolle und Sanierung der Kanäle auf privaten Grundstücken.