Willich Neersen: Kleiner Narrenzug am Mai-Samstag
Nach der Absage an Rosenmontag fanden sich etwa 50 Akteure am Nachholtermin in Neersen ein.
Neersen. „Es gab keine Verpflichtung, sich anzumelden — wir lassen uns überraschen.“ Das sagte Jürgen Leipertz von der Neersener Karnevalsgesellschaft Schlossgeister am Samstagmittag. Er war in vollem Ornat inklusive Narrenkappe zum Startpunkt Minoritenplatz gekommen und hatte etliche Orden umgehängt — für Mitte Mai ein ungewöhnlicher Anblick.
Wenig später war das Knattern des rund 40 Jahre alten roten IHC-Traktors zu hören. Am Lenkrad saß Ralf Lier, an der Anhängerkupplung hing der Wagen der Kinderprinzessin Kim I. mit der Aufschrift „Die Welt ist rund und kunterbunt — Kinderlachen hält gesund“. Die Prinzessin freute sich, dass der Zug, der an Rosenmontag wegen einer Sturmwarnung ausgefallen war, doch noch nach geholt wurde.
Leider hatten kaum andere Karnevalisten zur Teilnahme motiviert werden können. Die Straßengemeinschaft „Tanneböschken“ hatte eine muntere, kunterbunte Truppe zusammengestellt. Leni Bartels (59) ging als Hexe gebückt und am Stock, Marita Kühlen (55) war unverkennbar in die Rotkäppchen-Rolle geschlüpft. Sonja Misch (35) hatte als Verkleidung die New Yorker Freiheitsstatue gewählt — eine Version allerdings, die keine Fackel in der Hand hält, sondern eine Flasche Kräuterlikör. Tochter Theresa (3) machte als Bibi Blocksberg mit, Sohn Jonah (6) als Harry Potter. Und auch Ehemann Volker (40) geizte nicht mit seiner Verkleidung: Er marschierte als Schotte mit.
Dann kamen nur noch die Wagen der Straßenreinigung und des Roten Kreuzes — ein wahrlich überschaubarer Zug. Geschätzt 50 Akteure machten mit. Aber es waren durchaus Kinder da, die den Zugweg säumten. Und sie sollten nicht enttäuscht werden, ihre Taschen nicht umsonst mitgebracht haben: Die wenigen Zugteilnehmer sparten nämlich nicht am Wurfmaterial.
Vom Wagen der Kinderprinzessin ertönten Stimmungshits, und Klaus Stelzer von der Tanneböschke-Gruppe schien sich seinen Königsmantel von Jürgen Drews ausgeliehen zu haben. Doch geschwitzt dürfte er darin nicht haben, war es doch Mitte Mai kaum wärmer als an Rosenmontag 2016.
Jürgen Leipertz hält die Entscheidung, den Kinderzug nachzuholen, trotz der geringen Beteiligung rückblickend für richtig. Die Kinder hätten während des Zuges, aber auch anschließend auf dem Kinderfest viel Spaß gehabt.