Willich Neuer Ärger in der SPD: Fraktions-Vize Dorgarthen verzichtet aufs Amt
Der Schiefbahner ist nicht mehr Vize-Fraktionsvorsitzender der SPD Willich. Am Freitag gibt es ein Krisentreffen mit Winkels und Röhrscheid.
Willich. Auf der Startseite von spdwillich.de steht als Top-Nachricht das Statement der Parteiführung zum Rücktritt von Markus Gather. Gather hatte am 23. Oktober angekündigt, Ende Januar seine Ämter als stellvertretender Bürgermeister und als Willicher Ratsmitglied niederzulegen. Begründung: Er habe nicht mehr den Rückhalt in Partei- und Fraktionsvorstand der SPD Willich.
Davon, dass auch Martin Dorgarthen mit Wirkung vom 17. Oktober vom Amt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden zurückgetreten ist, liest man bis gestern dort kein Wort. Dorgarthen hat die Information der Öffentlichkeit mit einer E-Mail an die Presse daher selbst nachgeholt.
Anlass für seinen Schritt seien „in erster Linie mangelnde Bereitschaft der Fraktions- und Parteivorstände, die bestehenden Meinungsverschiedenheiten und persönlichen Vorwürfe innerhalb der Fraktion, die zuletzt immer offensichtlicher zutage getreten waren, auszuräumen und zu einem normalen Umgangston zurückzukehren“. Der Schiefbahner spricht von „mangelnder Wertschätzung“, von „massiven, teils sehr persönlichen Angriffen“, die ihm keine andere Wahl ließen, als das Amt, in das er Ende September gewählt worden war, wieder zur Verfügung zu stellen.
Er, so Dorgarthen, habe im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht, „eine Deeskalation der Situation innerhalb der SPD in Willich herbeizuführen“. Leider sei es ihm nicht gelungen, „so dass am Ende nur der Schritt zurück — auch aus Selbstschutz — übrig blieb“.
Dorgarthen schreibt, dass unter den zurzeit herrschenden Verhältnissen „so gut wie keine politische Arbeit in der SPD Willich mehr stattfindet“. Er bedauert das. Kritisiert zugleich, dass man vielmehr damit beschäftigt sei, „verkrustete Strukturen aufrecht zu halten und an Posten und Ämtern festzuhalten, anstatt ernsthaft eine Veränderung und Erneuerung herbeizuführen.“
Dietmar Winkels, Vorsitzender der SPD Willich, ist am 17. Oktober in einer E-Mail von Dorgarthen über dessen Rückzug informiert worden. Das hat er gestern im Telefonat mit der WZ bestätigt. Winkels trifft sich heute mit dem Fraktionsvorsitzenden Bernd-Dieter Röhrscheid, „um die Dinge vor der nächsten Fraktionssitzung am Montag zu besprechen“.
Viele Vorwürfe Dorgarthens kann Winkels „überhaupt nicht nachvollziehen“. Ja, es habe Differenzen innerhalb der Partei gegeben, aber er und Röhrscheid hätten versucht, sie „einvernehmlich zu lösen“. Winkels kündigt an, sich nach dem heutigen Treffen ausführlicher zu äußern.
Udo Schiefner, SPD-Kreisvorsitzender, bedauert die Rücktritts-Nachrichten aus Willich: „Jeder Streit behagt mir nicht.“ Zugleich betont er, dass es sich um eine Angelegenheit des Ortsverbandes handele. Auch wenn er die Gründe nur grob kenne, handele es sich ursächlich nicht „um eine Distanzierung von der Sozialdemokratie, sondern um Probleme auf zwischenmenschlicher Ebene“. Schiefner: „Wir sollten uns auf Sachthemen konzentrieren, nicht auf ein ,wir gegen uns’, sondern auf das ,wir gegen den politischen Gegner“, sagt Schiefner. Wenn aus Willich der Wunsch auf Vermittlung an ihn herangetragen werde, werde er Vermittlung anbieten und Gespräche führen. Formaljuristisch könne er nicht einschreiten. Aber „ich renne jetzt auch nicht wie Rudi sorglos durch die Gegend“.