Prozess gegen die Peiniger eines Behinderten aus Neersen

Die mutmaßlichen Täter sind keine Unbekannten.

Willich. Es war im Grunde ein Kinderstreich, der die Polizei am frühen Samstagmorgen auf ein ungleich schlimmeres Verbrechen aufmerksam gemacht hatte. Die Anhörung eines 18-Jährigen Willichers, der den Eingangsbereich des Neersener Jugendfreizeitheims No. 7 mit Senf beschmiert hatte, deckte auf, dass er und schätzungsweise weitere vier Willicher Jugendliche einen geistig leicht Behinderten 48-Jährigen in dessen Wohnung auf der Virmondstraße über mehrere Wochen gequält und misshandelt haben (die WZ berichtete) .

"Die möglichen Täter werden derzeit verhört und wir wollen den Fall so schnell wie möglich zu Ende ermitteln", erklärte Polizeisprecherin Antje Heymanns gegenüber der WZ. Das Opfer der langen Quälerei befindet sich noch im Krankenhaus. "Dem Mann geht es zumindest körperlich gut", weiß die Sprecherin und klärt auf: "Er ist auch nicht auf Grund der Folgen der Straftaten eingeliefert worden, sondern wegen anderer Beschwerden."

Beim Städtischen Jugendamt ist man von der Tat erschüttert. "Das ist für die Stadt Willich das erste Mal, dass so etwas passiert ist", erzählt Jugendsamtleiterin Susanne Kamp. Dort sind die Jugendlichen deshalb bekannt, weil sie häufig Gäste im No. 7 sind. Das mögliche Strafmaß richtet sich nach der Schwere der Tat. "Und bei einer Körperverletzung ist die natürlich höher als beispielsweise bei einem Diebstahl." Angefangen von einer Ermahnung über Entschuldigungen und Arbeitsstunden bis hin zu Kurzarresten sei alles möglich, so Kamp. "Die Wahl der letztendlichen Strafen hängt davon ab, ob bereits etwas im Erziehungsregister der Jugendlichen steht." Beim Jugendamt sei die Gruppe zumindest noch nicht derart negativ aufgefallen, dass es zu einem Prozess gekommen wäre.

Zumindest unter der Willicher Jugend scheint die Gruppe einschlägig bekannt zu sein.

"Einer der Täter hat mich einmal auf dem Schulweg mit einem Messer bedroht", berichtet die 13-Jährige Anna (Name geändert, Schülerin am St. Bernhard Gymnasium.

Lehrer Alfred Weßler, Ansprechpartner für Gewalt- und Mobbingprävention hatte sich damals des Themas angenommen und mit dem jungen Mann Kontakt aufgenommen.