Tönisvorst. Altweiberdonnerstag, 17.55 Uhr. Paukenschläge nähern sich dem St. Töniser Rathausplatz, die Husaren der Prinzengarde marschieren mit dem Prinzenpaar Hans IX. und Andrea II. und Kinderprinzessin Pia I. zum Domizil des Bürgermeisters Albert Schwarz.
18.02 Uhr. Der Bürgermeister tritt auf den Balkon, holt tief Luft um ein Machtwort zu sprechen. Doch die Lautsprecher schweigen. Das Mikrophon funktioniert nicht, einzelne Narren auf dem Platz beginnen zu lachen. "Jetzt hast du nichts mehr zu sagen", ruft Prinzessin Andrea II und fügt hinzu: "Was soll’n wir denn mit so einem Bürgermeister, der nichtmal Saft hat?"
18.05 Uhr. Aus dem Rathausfenster im ersten Stock steigt Nebel, aus einer Kanone fliegen die ersten Konfettibomben in Richtung Balkon. Die dritte Ladung trifft Schwarz direkt am Kopf, er versinkt im Nebel.
18.11 Uhr. Die Minute der Wahrheit. Von weitem nähert sich ein Martinshorn. "Da ist bestimmt wirklich was passiert", raunen sich die Pappnasen untereinander zu. Inzwischen stehen mehr als 300 von ihnen auf dem Rathausplatz, die meisten in zivil, vielleicht ein Herzchen auf der Wange, manche mit feschen Hüten, nur eine Hand voll Möhnen.
Doch spätestens als der Feuerwehrwagen neben dem Rathaus stehen bleibt, ist allen klar: Da steckt das Prinzenpaar dahinter. Denn wenn der Prinz schon bei der Freiwilligen Feuerwehr ist... Albert Schwarz muss jetzt wohl den Rathausschlüssel rausrücken und damit den Narren die Macht übergeben.
18.17 Uhr. Nach kurzem Widerstand steigt Schwarz auf die Feuerwehrleiter, die vor dem Balkon anhält. Doch so schnell gibt er den Schlüssel nicht her. Die Strafe folgt auf dem Fuße. Mit Kinderprinzessin Pia hebt er auf der Feuerwehrleiter ab in den St. Töniser Abendhimmel.
18.22 Uhr. Albert Schwarz winkt mit einem weißen Taschentuch. Er ergibt sich dem jecken Treiben. Endlich. Eine Woche Narrenfreiheit.