Reifeprüfung in der Zweiten Liga

Der St. Töniser Tobias Levels möchte mit der Borussia zurück in die Bundesliga – und Stammspieler werden.

<strong>St. Tönis. Im Bremer Weserstadion war an diesem 30. September 2006 etwas mehr als eine Stunde gespielt, als sich Bo Svensson an die Ferse fasste. Die Achillessehne zwickte und der Gladbacher Abwehrspieler gab das Zeichen: "Es geht nicht mehr. Ich muss raus!" Jupp Heynckes, Borussias Übungsleiter reagierte, schickte seinen Co-Trainer Walter Junghans zu den Einwechselspielern. Dieser winkte Tobias Levels heran. "Nervös war ich nicht, eher ein bisschen angespannt, aber total konzentriert", erinnert sich der St. Töniser. Rasch entledigte er sich der Trainingskleidung. Dann blinkte seine Nummer 37 auf der Wechseltafel: Bundesliga-Debüt. Es stand 0:3. Das Spiel war verloren, Bremens Star-Stürmer Miroslav Klose schon unter der Dusche. Dennoch war Levels einer der wenigen Lichtblicke an diesem für die Gladbacher erfolglosen Tag. Er empfahl sich für weitere Einsätze.

Konkurrenz um den Aufstieg ist groß

Zwölf sind es insgesamt geworden in der letzten Saison. "Ich bin zufrieden", sagt der 20-Jährige. "Für das erste Jahr war das schon in Ordnung." Eine Etage tiefer würde ihm diese Marke nicht mehr genügen. "Ich will weiter reifen und mich durchsetzen." Dass das in der Zweiten Liga möglicherweise einfacher ist, verhehlt er gar nicht. "Möglicherweise kann man sich dort leichter etablieren. Aber auch in Liga zwei ist das Niveau hoch. Da muss man sich nur die Gegner anschauen": Köln, Aachen, Mainz, Kaiserslautern, 1860 München, Fürth, Freiburg und, und, und. "Es wollen viele rauf. Einfach wird’s nicht", sagt der Innenverteidiger.

Ob er den Abstieg als Makel in seiner noch jungen Karriere empfindet? "Sicher ist das sehr ärgerlich und enttäuschend, für mich und vor allem für den Verein. Aber mit solchen Gedanken darf man sich nicht aufhalten. Das belastet nur. Wir müssen schauen, dass wir nach oben kommen." Dazu möchte der St. Töniser seinen Teil beitragen.

Profi bei Borussia zu sein, ist etwas Besonderes für ihn, "denn viele schaffen das nicht." Seine ersten Schritte unternahm er beim SV St. Tönis. Dann folgten ein Jahr in der D-Jugend des KFC Uerdingen und schließlich der Wechsel an den Bökelberg. "Da war es noch Träumerei, einmal Profi zu werden." Als Fan und als Balljunge war er häufiger im Stadion.

Realistisch wurde die Ambition erst, als er sich in der Amateurmannschaft einen Stammplatz sicherte. Seit Anfang letzten Jahres trainiert er bei den Profis. Praktisch zeitgleich kam der Lernstress, im Frühsommer 2006 bestand er sein Abitur am Michael-Ende-Gymnasium. Seither ist er Profi, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2009.

Daheim in St. Tönis hat er sich in den letzten Wochen vom Fußball-Stress erholt, Zeitungen und das Internet gemieden, nicht ein Mal gegen den Ball getreten, dafür Tennis gespielt. "Ich wollte Abstand gewinnen", sagt er. Mit seinem Mannschaftskollegen Alexander Baumjohann verbrachte er eine Woche auf Mallorca: Sonne und Kraft tanken, bevor der Ball wieder rollt. "Jetzt kribbelt es wieder." Die Saison kann kommen.