Schiefbahn: Agnes-Miegel-Schule will neuen Namen

Sowohl Eltern als auch Lehrer sind sich einig: Agnes Miegel ist als Namensgeberin für die Grundschule nicht mehr haltbar. Die Autorin habe mit dem Nazi-Regime sympathisiert.

<strong>Schiefbahn. Die Agnes-Miegel-Schule wird wohl nicht mehr lange so heißen: Lehrerkonferenz und Schulpflegschaft haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, sich von dem Namen zu trennen. "Aus unserer Sicht ist Agnes Miegel nicht mehr haltbar als Namensgeberin einer Grundschule", hatte Schulpflegschaftsvorsitzende Ursula Hegner die Eltern schon in der Einladung zur Versammlung wissen lassen. "Die meisten Menschen wissen gar nicht, wer genau Agnes Miegel war. Denn ihre Werke aus den Jahren 1933 bis ’45 sind kaum mehr zu finden", erklärte Schulleiterin Karin Vogt auf WZ-Anfrage. Vor ihrer Abstimmung haben Eltern und Lehrer deshalb gründlich ihre Hausaufgaben gemacht, biographische Daten gesammelt, Schriften der ostdeutschen Heimatdichterin gelesen. Das Resultat: Miegel sei "Sympathisantin des Nazi-Regimes" gewesen. Hier einige Beispiele: Allein drei Gedichte zu Ehren des "Führers" stammen aus ihrer Feder. Auf Fürsprache von Josef Goebbels bekam sie einen Literaturpreis. Mit über 60 Jahren trat sie im Kriegsjahr 1941 der NSDAP bei. Und von ihrer Haltung habe sich Agnes Miegel nach dem Krieg nie distanziert. Im Gegenteil: Für die extrem rechte Zeitschrift eines ehemaligen SS-Hauptsturmführers habe sie sogar noch Exklusivbeiträge geschrieben. Diese Ergebnisse führten bei Lehrern und Eltern zu einem eindeutigen Meinungsbild: Mit dem Namen Agnes Miegel möchte man nicht mehr länger in Verbindung gebracht werden. Am 18. Februar folgt die gemeinsame Schulkonferenz, Karin Vogt geht davon aus, dass dort offiziell der Antrag an die Stadt Willich formuliert wird, sich von dem Namen zu trennen. Parallel dazu soll es eine Befragung von Eltern und Kindern geben, wie die Grundschule statt dessen heißen könnte. Endgültig darüber zu entscheiden hat allerdings ebenfalls die Stadt.

Agnes Miegel

Biographie: Agnes Miegel, 1879 in Königsberg geboren, starb 1964 in Bad Salzuflen. Die Krankenschwester wurde als Balladendichterin - vor allem über ihre ostpreußische Heimat - bekannt.

Gedicht: 1938 schrieb sie das Gedicht "Dem Führer". Darin heißt es: "...Lass in deine Hand, Führer! Uns vor dieser Welt bekennen: Du und Wir, nie mehr zu trennen, stehen ein für unser Vaterland!"