Schiefbahn: Vereine tun sich zusammen
Leben in Sport- und Kulturvereinen soll lebenswert bleiben.
Schiefbahn. Einig waren sich alle der 14 Vereinsvertreter im Vereinsheim des SC 08: dem Brauchtum dürfe nicht weiter durch unsinnige Auflagen bei der Nutzung der Kulturhalle Stolpersteine in den Weg gelegt werden. Man müsse vereint und verstärkt darum kämpfen, dass das Leben in Schiefbahn mit seinen Sport- und Kulturvereinen liebens- und lebenswert bleibe.
In einem ersten Schritt soll bald ein Dachverband gegründet werden, der verstärkt und gezielt den Fortbestand der Gemeinschaften sicherstellt. Und der vielleicht auch über eine bessere Perspektive berät, so über den Bau einer kleinen Veranstaltungshalle in dem Stadtteil.
Der 1. Brudermeister der St. Sebastianus Bruderschaft, Manfred Hendricks, der mit weiteren Vorständlern zu der Gesprächsrunde eingeladen hatte, gab dem Dachverband auch bereits den Namen: Schiefbahner Vereinsunion. Alle Anwesenden erklärte ihre Bereitschaft, mitzumachen. In ein bis zwei Monaten will die Bruderschaft zu dieser Gründungsversammlung einladen.
Vereine, die noch mitmachen wollen, sollen sich bei Jürgen Baumanns melden, Telefon 02154/6636. Wie sich ältere Sänger erinnern konnten, hatte es in den 60er Jahren schon einmal eine solche Vereinsunion gegeben, die dann wohl eingeschlafen sei. Bevor über Perspektiven gesprochen wurde, blickten die Vereinsvertreter erst einmal verärgert zurück, sprachen von unsinnigen Auflagen bei den Veranstaltungen in der Kulturhalle, wie Dezibel-Zähler, Brandsicherheitswache, Parkplatz-Kontingente, Ordnungs- und Rauchkontrollen draußen.
Seinen Unmut ließ zunächst einmal Brudermeister Hendricks freien Lauf. So könne und dürfe es nicht mehr weiter gehen, Hendricks: „Wir müssen das Brauchtum erhalten und aus Schiefbahn wieder eine Marke machen.“ Gerade das Vereinsleben mache diesen Stadtteil liebens- und lebenswert. Von einer neuen Stadthalle in Alt-Willich versprach sich der Brudermeister für die Schiefbahner Gemeinschaften überhaupt nichts: „Kein Schiefbahner Verein wird dort seine kleineren Veranstaltungen durchführen.“
Vielmehr sei in Schiefbahn ihre Heimat und in Schiefbahn müsse man für die Kulturhalle oder für einen neuen Saal kämpfen. Rückenwind bekam Hendricks auch vom Schiefbahner Werbering, der durch seinen Vorsitzenden Rainer Höppner vertreten war. Auch andere Vereinsvertreter, wie Sänger, Musiker, Sport-Funktionäre, Gartenbauer oder Karnevalisten waren sichtlich verärgert. „Das ist sehr traurig, was da gerade passiert“, sagte Elke Wolf vom SC 08.
Stefan Flatters, der unter anderem bei den Sitzungen der Frauengemeinschaft mit für die Technik sorgt, bezeichnete die Informations-Politik der Verwaltung als katastrophal. Für andere Redner sei das Beschwerde-Management der Stadtverwaltung miserabel. Vertreter der Gesangsvereine sprachen davon, dass die Mehrkosten bei Erfüllung der Auflagen, so bei der Brandsicherheitswache, nur unter größten Mühen finanziell gestemmt werden könnten.
Unverständnis und Empörung außerdem darüber, dass Bürgermeister Josef Heyes der Karnevalsgesellschaft „Torfmöps“ beim Altweiberball in der Kulturhalle eine weitaus größere Besucherzahl erlaubt hatte als den anderen. Und auch für einige junge Leute, so für die 24-jährigen Birte Stapel und Carina Reitz von der KJG Schiefbahn sei das Regelwerk schwer verständlich.
Carina Reitz: „Wir brauchen Hilfen bei den Anträgen an die Verwaltung, wissen nicht, wer dort für uns der Ansprechpartner ist.“ Dieter Alberg vom Männergesangsverein „Cäcilia“ nannte eine weitere wichtige Problematik. Der Sänger wies auf die wenigen Säle in Schiefbahn hin und fragte in die Runde: „Was passiert eigentlich, wenn weitere Wirte aufgeben, wenn wir zum Beispiel kein Probenlokal mehr haben oder die Schützen keine Wachlokale mehr?“
Alberg vermisste Perspektiven. Den Doppelpass nahm Manfred Hendricks auf, seine Meinung: „Wir müssen auch für eine neue kleine Halle in Schiefbahn kämpfen.“ Konkret wurde er allerdings nicht. Im kurzen anschließenden Gespräch mit dieser Zeitung sagte der Brudermeister allerdings: „Ich kann mir Lösungsmöglichkeiten vorstellen, so gibt es an unserer Schießhalle ein großes städtisches Grundstück, dass man dafür nutzen könnte.“
Und Hendricks war sich ziemlich sicher, dass sich daran die Schützen beteiligen würden. Auch darum könnte sich bald die Vereinsunion kümmern. Neues Öl ins Feuer der vielen Einzel-Genehmigungen und Auflagen schüttete Gerti Noever vom Schiefbahner Martinsverein. Sie sagte, dass für zwei Tage im Jahr, wenn das Martinsfest stattfindet und auf dem Jahnplatz das Feuer abgebrannt wird, der Verein mit seinen wenigen Mitgliedern mit der Stadt einen Mietvertrag abschließen müsse und dieser verpflichtet sei, den Jahnplatz bis zehn Uhr am zweiten Tag sauber zu verlassen.
Gerti Noever: „Geschieht dies nicht, können wir dafür haftbar gemacht werden, Gottseidank hat uns bisher immer die Feuerwehr geholfen.“ Auch über diese Auflage konnten die Vereinsvertreter nur ungläubig den Kopf schütteln.