Schlossfestspiele in Neersen „Stepping out“: Letzte Saisonpremiere bei Schlossfestspielen

Neersen · Am Sonntag steht die letzte große Premiere der Saison an. Die Verantwortlichen wollen sich vom Film mit Liza Minelli deutlich abheben.

Crew und Ensemble des Stücks „Stepping out“ und der Festspiele freuen sich auf die Premiere des Stücks.

Foto: Tina Schlegel

Die Schlossfestspiele in Neersen stehen in diesem Jahr nicht nur unter dem Motto „Frauenpower – Powerfrauen“, sondern widmen sich auch dem Musical. Nach „Nonnsens“ von Dan Goggin und dem Familienstück „Mulan“ sowie etlichen Sonderveranstaltungen folgt nun „Stepping out“, eine Komödie mit Stepptanz.

Es sei aber nicht einfach heitere Unterhaltung, erzählt Regisseur Matthias Freihof, vielmehr gehe es um neun Figuren, die alle eine Biografie haben. „Unsere Charaktere sind alle aus Fleisch und Blut. Sie sind in Lebenssituationen, mit denen man sich identifizieren kann. Es war uns wichtig, der individuellen Tiefe einen eigenen Raum zu geben“, betont Matthias Freihof, der nicht einfach ein „locker flockiges Komödchen“ habe inszenieren wollen.

Stattdessen landen in dem Stück ganz unterschiedliche Menschen bei Marie, die als Profitänzerin den Anschluss verpasst hat und daraufhin eine neue Tanzgruppe gründet, um sich dem Stepptanz zu widmen. Als diese Gruppe, sieben Frauen und ein Mann, eine Anfrage für einen Auftritt erhält, muss Marie aus diesen unterschiedlichen Menschen und Wünschen, Sorgen und Hoffnungen eine Einheit bilden. „Im Grunde spiegelt dieses Stück auch unsere künstlerische Gesellschaft“, sagt Intendant Jan Bodinus. Zum einen die Situation, dass wesentlich mehr Frauen den Weg auf die Bühne anstreben als Männer und dieser Konkurrenzkampf folglich ungleich härter sei, zum anderen in diesem lebendigen Prozess aus einander fremden und womöglich auch widersprechenden Figuren eine homogene Einheit zu bilden – oder eben ein wunderschön buntes Bild wie in einem Kaleidoskop.

Das Stück zugrunde liegende stammt von Richard Harris und feierte in London schon Erfolge, bevor es mit Liza Minelli verfilmt wurde und als Musical am Broadway landete. Den Verantwortlichen in Neersen war aber wichtig, dem Stück eine eigene Gewichtung und Note zu geben; so arbeitete Choreograf Michael Heller knapp zwei Monate in der Vorbereitungszeit gemeinsam mit Freihof und dem musikalischen Leiter Heinz-Jürgen Hox an der Musikauswahl, suchte verschiedene Versionen dazu und überlegte anschließend die passenden Schritt-Kombinationen. Als er dann das Ensemble kennenlernte, war er begeistert über das hohe Niveau und begann mit dem Feinschliff der Tanzelemente.

Wichtig war dem Team, dass die Hauptfigur Marie nicht wie Liza Minelli die Show dominiert, sondern dass alle ihre Bühne erhalten: Frauenpower und ein Mann. Es geht in „Stepping Out“ eben nicht um die Entstehung eines Stars, sondern um den Weg hin zu einer funktionierenden Tanz-Theater-Gemeinschaft, die persönliche Befindlichkeiten überwindet und für den großen Auftritt näher zusammenrückt, warmherzig, heiter, menschlich. Musikalisch begleitet wird das Stück von Inez Timmer am Klavier.

(tgel)