St. Tönis: 9. November - Erinnerung an Nazi-Terror

St. Töniser Schüler gedenken der Pogrome durch die Nationalsozialisten. Im nächsten Jahr soll der Fackelzug wiederholt werden.

St. Tönis. Es ist Freitagabend, kurz nach 19 Uhr. Vor der Kirche St.Cornelius ist um diese Zeit eigentlich nichts los, nicht jedoch vergangenen Freitag. Circa 50Menschen, größtenteils Jugendliche, hatten sich versammelt. Eingehüllt in dicke Winterjacken, Schals und Handschuhe wollten sie in einem Fackelzug durch St.Tönis der Opfer der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gedenken. Bei gefühlten Minusgraden und Dauerregen hielt jeder seine Kerze in der Hand, gemeinsam wollte man gegen das Vergessen einer schrecklichen Zeit ankämpfen. Es ist schon erstaunlich, dass eine derartige Aktion von Schülern des Michael-Ende-Gymnasiums ins Leben gerufen wurde. Die Idee dazu kam von ihnen selbst. "Wir wollten mal etwas anderes machen, als immer nur Partys oder Fußballturniere zu organisieren", sagt Caroline Deffke (17) von der Schülervertretung (SV). "Wir engagieren uns gerne für ernstere Themen", fügt ihre Freundin Adriana Cerami (17) hinzu. So hatte die SV im vorigen Jahr zum Beispiel über 2000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe von Bangladesch gesammelt. "Wir haben dann überlegt, was wir noch machen können. Dabei sind wir auf die Reichspogromnacht aufmerksam geworden", erklärt Adriana weiter. Vor allem von den Jüngeren haben viele das Thema Nationalsozialismus im Unterricht noch gar nicht bearbeitet. So hatte sich die SV eher an die höheren Klassen mit ihrem Aufruf gewendet, gemeinsam der Opfer zu gedenken. Die Rückmeldung darauf war überaus positiv. "Ich fand es gut, dass man sich auch mal um so etwas kümmert", so Schülerin Sofia (16). Natürlich gab es auch jene, die den Freitagabend lieber zu Hause vor dem Fernseher oder sonstwo verbrachten, insgesamt waren die Organisatoren aber mehr als zufrieden. Unter den 50 Anwesenden befinden sich auch Lehrer und Eltern. Schuldirektor Ingo Miltz beeindruckt das Engagement seiner Schüler: "In meinen 20 Jahren als Direktor habe ich es nicht erlebt, dass eine solche Sache von Schülern ausging. Ich bin sehr beeindruckt, dass selbst bei diesem Wetter so viele junge Leute durch ihr gemeinsames Marschieren ein Zeichen setzen wollen", sagt er.

Auch bei Bürgermeister Albert Schwarz kam die Idee gut an. Schließlich finanzierte er sogar die 60 Lichter und gab den Schülern Tipps für die Genehmigung ihres Zugs beim Ordnungsamt. Diese betonten, dass es dennoch nicht nur eine Aktion für Schüler gewesen sei. Jeder war eingeladen.