Kinderbuchautor Der Musik-Typ hat das Schreiben wiederentdeckt

Tönisvorst/Krefeld · „Niemals hätte David Mank damit gerechnet, dass ein einziger Tag ausreichen würde, um sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Niemals!“

 Hat sein erstes Kinderbuch herausgebracht und in der Hand: Jens Ophälders, gebürtiger Krefelder, der seit sieben Jahren in St. Tönis wohnt.

Hat sein erstes Kinderbuch herausgebracht und in der Hand: Jens Ophälders, gebürtiger Krefelder, der seit sieben Jahren in St. Tönis wohnt.

Foto: Ophälders

Da steht er. Jens Ophälders’ erster Satz. Es ist der erste von tausenden weiteren auf 380 auch bebilderten Seiten. Die hat der Autor, Jahrgang 1972, 2018 aufgeschrieben und kürzlich gemeinsam mit Illustratorin Nina Neef als sein erstes Kinderbuch veröffentlicht. Mit einem doppelten „Niemals“ zieht David seine Leser in den Abenteuerroman hinein.

Geschrieben hat Ophälders ihn für Kinder zwischen neun und 13 Jahren. Und auch ein bisschen für deren Eltern. Denn die Botschaft, die bei aller Unterhaltung mitschwinge, sei, „dass man mehr miteinander reden sollte, was bedeutet, sich auch besser zu verstehen“.

„PLIX“ heißt das Buch. Und Plix kommt vor. Als ein nicht menschliches Wesen, das auf den elfjährigen David trifft. Ein  introvertierter Junge, ein Stiller, der sich seiner Umgebung nicht gern mitteilt.

„Der erste Satz ist super, super wichtig“, sagt Ophälders. Der gebürtige Krefelder, der seit sieben Jahren in St. Tönis wohnt, sagt das aus  Erfahrung. Mindestens ebenso wichtig ist ihm der Ausgangspunkt für eine Geschichte. Das war diesmal sein Sohn Robin.

Zurück zu den Anfängen. Trotz Kinderbuch-Debüt ist Ophälders als Autor kein Anfänger. Hätte man ihm zu Schulzeiten einen Spitznamen verpasst, der seine ungezügelte Lust an eigenen Geschichten wiedergegeben hätte, er hätte „der Schreiber“ heißen könne. „Ich hatte immer den Drang zum Schreiben. Erst Tagebuch, dann Geschichten. Einmal habe ich als Schüler in den Sommerferien 600 Seiten aufgeschrieben.“ Abgefahrenes sei dabei gewesen, auch schwere Kost.

Einmal sollte er für die Schreibwerkstatt der Schule von heute auf morgen einen Aufsatz über das Thema „Auferstehung“ schreiben. Ophälders schrieb die Nacht durch, legte der Lehrerin handgeschriebene 80 Seiten vor. Die konnte es nicht glauben und ließ ihn den Text vor den anderen Schülern vorlesen. „Die haben sich geekelt, haben gelacht und das Ende hat voll gesessen“, erinnert sich Ophälders: „Da hatte ich zum ersten Mal Zuhörer.“ Und deren Reaktionen offenbarten ihm, welche Wirkung und Wucht seine Worte entwickeln konnten.

Eine zweite Leidenschaft, die ihm tatsächlich einen Spitznamen einbrachte, grätschte später in die Schreibe, drängte sie etliche Jahre in den Hintergrund. Der „Musik-Typ“ nahm sich Zeit für seine bevorzugte Stilrichtung: elektronische Musik. „Nach der Schule wurde ich DJ, legte in allen großen Läden in der Region auf.“ Zwei Plattenfirmen folgten, dazu ein Musikstudio in Krefeld. Dort produziert er für andere Musiker. „Über die Musik habe ich dann tatsächlich das Schreiben vergessen“, sagt er. Jedenfalls die Texte, die seine Phantasie beflügelt und befeuert hatten.

2018 erzählte ein Musikerkollege, dass er Kinderbücher verkaufe. Diese Info wurde für Ophälders zur Idee und Initialzündung, sich doch wieder weißen Seiten zuzuwenden und sie mit eigenen Geschichten zu füllen.

Dann kam es zu einem Wiedersehen mit der Krefelderin Nina Neef. Sie arbeitet als Grafik-Recorderin, „übersetzt“ Komplexes in einfache und emotionale Bilderarbeit. Ihre Bilder passten zur Buchidee. Diesem Zufall schloss sich ein sechsstündiger Kreativ-Austausch in Krefeld an. Dann stand fest: Da sind zwei Feuer und Flamme für ein gemeinsames Kinderbuch.

Es gehört unbedingt ein dritter Name dazu, Robin, Ophälders mittlerweile 13-jähriger Sohn, der zu 100 Prozent die Ausgangsfigur zu David war. „Er hat auch Zeichnungen und Ideen geliefert, die wir umgesetzt haben.“ Nicht zuletzt deswegen gehören ihm zwei Widmungen in „Plix“.

In nur drei Monaten hatten Ophälders und Neef das Buch geschrieben und mit 150 Zeichnungen illustriert. Dann begann eine mühselige Suche nach einem Verlag. Exposés wurden  verschickt, auf Antworten über Wochen gewartet. Nach vielen Vertröstungen entschied sich der Autor zum Selbstverlag: 100 Exemplare, weitere gibt es auf Nachfrage.

Bestellungen werden über Amazon gelenkt. Seit neuestem kann Ophälders den örtlichen Einzelhandel als Vertriebspunkt nutzen: Bei Spielwaren Lessenich in St. Tönis steht Plix im Regal. „Und die Krefelder Mediothek nimmt das Buch in die Ausleihe“, so Ophälders. Freudentränchen hat er auch verdrückt – nach eineinhalb Jahren Arbeit.

Das erste Kinderbuch wird nicht das letzte bleiben. An seinem ersten Erwachsenen-Roman schreibt Ophälders bereits. Und nach zwei Stunden mit Sohn Robin am Tisch stand die Fortsetzung von Plix.