Trauer Schummer würdigt Blüm: „Jahrhundertgestalt der Sozialpolitik“

Berlin/Willich · Uwe Schummer würdigt seinen früheren Chef und sein politisches Vorbild Norbert Blüm.

2017 war Norbert Blüm zu Gast in Willich. Anlass des Besuches war eine Gedenkprozession zum Friedenskreuz. Dieses Kreuz hatte der Vater von Blüms Frau Marita, die aus Willich stammt, vor mehr als 70 Jahren gestiftet. Zu diesem Anlass konnte sich auch Uwe Schummer (r.) mit Norbert Blüm austauschen.

Foto: Christian Pakusch

„Uwe, kümmer’ dich drum.“ Es ist etwa drei Wochen her, dass Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer eine E-Mail bekommen hat, in der dieser Satz stand. Absender war Norbert Blüm, der Schummer an den Bereich der Eltern-Kind-Kuren erinnerte. Ebenfalls ein Feld mit vielen Beteiligten, die unter den Einschränkungen der Corona-Krise zu leiden haben. Laut Blüm hatte die Regierung diesen Sektor bei allen Hilfspaketen vergessen. Aufgrund dieser Mail nahm Schummer Kontakt zu Gesundheitsminister Jens Spahn auf, so dass die Lösungssuche für das Thema Eltern-Kind-Kuren beginnen konnte. In der Nacht zu Freitag ist der frühere Arbeits- und Sozialministers Blüm im Alter von 84 Jahren gestorben.

„Diese E-Mail von vor drei Wochen zeigt das, was Norbert Blüm ausgemacht hat. Er hat sich bis zuletzt für die Schwachen in dieser Gesellschaft stark gemacht“, so Schummer im Gespräch mit der WZ. Auch dann, als es ihm selbst schon sehr schlecht gegangen sei. Es war bereits bekannt, dass Blüm zuletzt an den Rollstuhl gefesselt war. „Aber das war Norbert Blüm. Ein leidenschaftlicher Politiker mit großem Kämpferherz“, sagt Schummer.

Von 1987 bis 1989 hat der Neersener das Bonner Bundestagsbüro von Norbert Blüm im „Langen Eugen“ geleitet. Eine Zeit, die ihn sehr geprägt hat, wie Schummer sagt. Ohne Blüm wäre er nie in die CDU-Arbeitnehmervertretung CDA eingetreten, berichtet der Abgeordnete. „Und ohne Norbert Blüm hätte ich mich wohl nicht für den Weg in die Politik entschieden“, sagt Schummer.

Am Freitagmorgen hat der Willicher die traurige Nachricht in einer Videokonferenz der CDU-Fraktion erfahren. „Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus begann die Videorunde mit dieser Information“, so Schummer, den diese Nachricht schwer getroffen hat. „Ich habe ihn dann in dieser Video-Schalte als Jahrhundertgestalt der Sozialpolitik bezeichnet.“ Blüms Verdienste in Sachen Gesundheits- und Rentenreform könne man gar nicht hoch genug bewerten. Er habe Großes für Deutschland geleistet.

Was Schummer stets an Blüm geschätzt hat, war seine klare Ansprache: „Er konnte komplizierte Sachverhalte erklären, so dass jeder sie verstanden hat. Und er hat nicht drumherum geredet.“ Vielleicht sei genau das der Grund dafür gewesen, dass Blüm in der Bevölkerung so beliebt war.