Corona-Absage König Niklas muss auf Schützenfest warten

Tönisvorst/Willich · Die Bürger Junggesellen Bruderschaft 1564 Vorst hat ihre Feiertage im Mai abgesagt. Die Schützen zeigen Verständnis für die Maßnahme in Corona-Zeiten. Die Verschiebung sei ohne Alternative.

Im Januar ließen die Bürger Niklas Pricken hochleben. Er bekam nach der Entscheidung durch den 274. Schuss das Königssilber.

Foto: Norbert Prümen

München sagt die Wies’n ab. Mehr Beweis für die Furcht vor einer Nichtbeherrschbarkeit der Corona-Pandemie braucht es nicht. Die Gaudi 2020 fällt aus.

Und nicht nur sie. Auch wenn Bayern nicht Nordrhein-Westfalen ist: Großveranstaltungen werden bis Ende August abgesagt. Das betrifft auch Schützen. Das Sommerbrauchtum wird aus Vorsicht auf Eis gelegt.

Alles Sehnen und Bangen derjenigen, die darauf gehofft hatten, ab Mai werde sich die allgemeine Beschränkungslage in punkto Groß-Geselligkeit lockern, müssen bitter einsehen: Wenig bis nichts geht im Sommer 2020.

Hofstaat des neuen Königs stand schon parat, der Termin auch

Andreas Kern, 1. Schriftführer der Bürger Junggesellen Schützenbruderschaft 1564 Vorst, hat als erster formuliert, was für tausende Schützen in Tönisvorst, Willich und anderswo in ihren Bruderschaften nun ebenso unabänderlich sein wird: „Das Vorster Schützenfest 2020 fällt aus.“

Anfang Januar hatte das Jahr so schön begonnen. Am Ende eines fünfstündigen Vogelschusses war die Entscheidung zugunsten von Niklas Pricken gefallen. Mit dem 274. Schuss machte er seine Regentschaft fest. Die Vorster Bürger-Junggesellen ließen die Frohnatur hochleben und sangen: „Olala, wir haben einen König, olala, Niklas wunderbar!“ Den Glücksmoment für den 23 Jahre jungen Landschafts- und Gartenbauer als neuer Schützenkönig kann man sich gut vorstellen.

Sein Hofstaat stand parat. An seiner Seite sollte Paulina Szroniak auftreten, außerdem als Minister Jonas Backes und Andreas Claaßes. Christian Kohnen war als General ausgeguckt, Frank Winkels als neuer Königsoffizier. Und auch der Termin stand: 8. bis 11. Mai.

Andreas Kern betont, bis zum letzten Moment hätten die Bürger Junggesellen Vorst die Hoffnung gehabt, „wenn auch sicherlich in anderer Form – ein Schützenfest zu Ehren des Königs Niklas II. durchführen zu können“. Nun aber herrscht Gewissheit, „dass in diesem Jahr in Vorst kein Schützenfest stattfinden wird“. Die Bürger Junggesellen tragen es offensichtlich mit Fassung. Kern: „Wir sind alle der Meinung, dass es in der aktuellen Situation keine Alternative gibt und es im Sinne aller ist, dass wir das Feiern auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und zunächst alles unternehmen müssen, um gemeinsam die Corona-Pandemie zu überstehen.“ Imponierende Haltung: Safety first, Schützenfeier später.

Wann dieses „später“ sein wird, wissen die Vorster Bürger nicht. „Es ist nun die Aufgabe der Bürger Junggesellen, gemeinsam mit den anderen Vorster Bruderschaften, alle möglichen Alternativen auszuloten und einen neuen Termin zu finden.“

Die Feier-Absagen in der Krise betreffen neben den Bürger-Junggesellen Schützenbruderschaft 1564, die das Schützenfest 2020 ausgerichtet hätten, auch die Schützen in der Nachbarschaft, die St. Sebastianer Vorst, die Kehner Junggesellen, die Hoteser St.Sebastianus Schützenbruderschaft und den Allgemeinen Schützenverein 1902 sowie die Artillerie Gruppe 1957 in St. Tönis.

Die Liste der Veranstaltungsabsagen in Tönisvorst wird wohl noch länger werden: Beachparty und Schlagerparty im Schützenzelt Benrad, Unterweiden, Ende Mai dürften ebenso abgesagt werden wie das traditionelle Maienreiten der Hoteser St.Sebastianus, die mit sechs Planwagen und mehreren Warm- und Kaltblutpferden und der musikalischen Unterstützung des Trommler- und Pfeifer-Korps Schmalbroich 1923 Maibäume aufstellen wollten. Anfang Juni hätten die Schützen im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre Tönisvorst“ gefeiert. Aus besonderem Anlass: „625 Jahre Hoteser“.

Offiziell ist indes noch nichts. Laut Stadt Tönisvorst gibt es bisher nur die Aussage zum Kontaktverbot bis zum 4. Mai. Zur angekündigten Absage von Großveranstaltungen bis zum 31. August erwarten die Städte die Klarstellung vom Land in den nächsten Tagen.

Betroffen sein werden von Absagen auch Brauchtumsveranstaltungen in Willich, wo die Tradition des Schützenwesens in allen Stadtteilen sehr ausgeprägt ist. Das Fest des ASV Willich findet über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung.