Kommunalwahl CDU Willich: Der Wahlkampf der Ausgebremsten
Willich · Die CDU-Kandidaten sollen in sozialen Medien „für sich arbeiten“. Görtz: „Die Partei plant zurzeit mit Pakusch und Bäumges.“
Diesen politischen Gegner hatte niemand auf dem Zettel: Covid 19. Ein Virus hat im März den kommunalpolitischen Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen matt gesetzt. Auch im Kreis Viersen.
Zu den besonders Ausgebremsten zählen in der Stadt Willich zwei Schiefbahner: Christian Pakusch und Johannes Bäumges. Die ambitionierten Christdemokraten, zurzeit sozial und medial unterwegs als Heimatshopper, Schützenfreunde, Wunschzaunbestücker, Nachbarschaftshelfer, Dorfretter und lokale Mutmacher mit Schollen-Haftung, hatten im Januar ihre Karten offengelegt. Beide wollen Bürgermeister werden.
Eigentlich sollte die Basis die Entscheidung zwischen ihnen längst getroffen haben: Parteichef oder Fraktionschef? Wer soll die Mannschaft auf dem Weg zur Wahl am 13. September anführen.
Ausgerechnet der ausgelöste und herbeigeführte Erfolg durch Parteieintritte hat Willichs Christdemokraten in die unfreiwillige Pattsituation ihrer Konkurrenten geführt. Weil im Februar in kürzester Zeit Dutzende Neulinge die CDU-Mitgliedschaft beantragten und die Ortsverbands-Zahl von 500 auf 700 schnellte, wurde der lange feststehende Versammlungsort Wahlefeldsaal zu klein und der Entscheidungstermin 26. Februar abgesagt.
Ende Februar wurde bekannt, dass die CDU-Mitgliederversammlung nach dem Märzenfest am 23. März im Festzelt auf dem Gelände des Stahlwerks Becker stattfinden soll. Doch in die Planungen grätschte die Corona-Krise und brachte sie zu Fall. Einladungen gingen nicht raus. Kandidatenkür aufgeschoben. Ein Aufstellungsparteitag war noch nicht möglich.
CDU-Parteichef Pakusch und Fraktionsvorsitzender Bäumges müssen, was den nächsten Schritt ihrer Parteikarriere in Willich angeht, Warteschleifen drehen, denn die Mitglieder haben noch nicht gesprochen.
Zum Stand der Dinge hat die WZ am Freitag Guido Görtz befragt. Er fungiert seit Pakuschs Kandidatur-Offenlegung als Sprecher des geschäftsführenden Vorstands. „Der Willicher Ortsverein der CDU hat, Stand 17. April 2020, rund 700 Mitglieder. Damit sind wir, wenn wir davon ausgehen, dass 400 bis 500 Christdemokraten zum Ausstellungsparteitag kommen könnten, bei einer Großveranstaltung“, so Görtz. Der Willicher hat daher nun eine neue Örtlichkeit ins Auge genommen: „Die Sporthalle der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule, früher Willi-Graf-Realschule.“ Sie sei groß genug und auch zeitlich wohl jederzeit nutzbar.
Entscheidend sei, so Görtz am Freitagvormittag, dass die NRW-Landesregierung rechtssichere Aussagen trifft und sagt, wie eine solche Veranstaltung durchzuführen sei.
Am Nachmittag bekam Görtz den Hinweis aus dem Büro der Kreis-CDU auf die ab Montag, 20. April, geltende Corona-Schutzverordnung. Paragraf 11 (Veranstaltungen etc.) erklärt „insbesondere Aufstellungsversammlungen zur Kommunalwahl“ für zulässig. Guido Görtz kann nun den nächsten Planungsschritt gehen: „In der kommenden Woche werden wir uns im geschäftsführenden Vorstand mit dem Termin beschäftigen.“
Der zeitliche Puffer ist noch da. Bis zum 16. Juli müssen den örtlichen Wahlleitern die Kandidaten-Tableaus vorliegen – mit Pakusch oder Bäumges hinter dem „BM“.
Partei-intern herrscht keine Wahlkampf-freie Zeit. Auch wenn Görtz betont, dass „Wahlkampf-Getöse“ vermieden werden solle. Dafür hätten die Menschen keinen Kopf. Gleichwohl sollen sich alle Kandidaten, die aus den Bürgerrunden der CDU in den Stadtteilen vorgeschlagen wurden, in den sozialen Medien ins Gespräch bringen, auch im „vorpolitischen Raum“, wie Görtz es formuliert, etwa in der Nachbarschaftshilfe.
Foto-Termine wurden bereits gemacht, Kandidaten-Flyer für die Wahl vorbereitet. Bis zur Entscheidung durch die Mitglieder „planen wir weiter mit beiden, mit Pakusch und Bäumges“, so Görtz. „Unsere Leute sollen sich in den sozialen Medien vorstellen und für sich arbeiten“, berichtet er weiter über Anstöße des parteiinternen Kompetenzteams. „Wir nutzen die neuen Medien.“
Pakusch und Bäumges tun es. Auch in Echtzeit. Sie machen den Followern unter den Bürgern das Angebot, sich per Video-Chats live ein Bild von ihnen als Kandidaten zu machen.