Einzelhandel in St. Tönis Uli Peeren schließt sein Geschäft
St. Tönis · Er führte das Unternehmen, das sein Großvater 1930 als Schneiderei gründete und sein Vater zum Herrenausstatter entwickelte, ins 89. Firmenjahr. Im Juli endet die Ära.
Der Name Peeren gehört seit fast neun Jahrzehnten zum St. Töniser Einzelhandel wie die Flügel zur Streuffmühle. 1930, vor fast 90 Jahren, gründete Ulrich Peerens Großvater Josef eine Damen- und Herren-Schneiderei an der Vorster Straße, die später zur Hülser Straße umzog.
Josef Peeren jun., Ulrich Peerens Vater, eröffnete Anfang der 70er Jahre an der Krefeld Straße ein Modegeschäft und staffierte die Herren aus. 1984 stieg Ulrich in das florierende Familienunternehmen ein. Die Krefelder Straße blieb mehr als 40 Jahre Adresse für modische Trends. 2010 wurde das Peeren-Sortiment um Damenmode erweitert.
Im Jahr 2016 war kurzzeitig von einer Schließung des Inhaber-geführten Fachgeschäfts die Rede. Die langjährige gute Lauflage erwies sich nicht mehr als stabil, es kamen weniger Kunden. Peeren suchte ein größeres Ladenlokal in frequentierterer Lage.
Neue Geschäftsräume in
der Fußgängerzone
Er und seine Frau schlossen bald darauf nicht das Geschäft, sondern nur die Ladentür an der Krefelder Straße ab und wechselten im Herbst mit dem Mode-Sortiment in die 1a-Fußgängerzonen-Lage. Das neu gewählte Ladenlokal an der Hochstraße 27, direkt neben seinem Werbering-Vorstandskollegen Stefan Robben, war im März 2016 freigeworden. Zuvor war dort die St. Töniser Buchhandlung. Peeren renovierte die rund 210 Quadratmeter umfangreich.
Jetzt, zweieinhalb Jahre später, macht der 60-Jährige die Schließung amtlich. Ab heute beginnt der Räumungsverkauf. Es ist nicht, wie das Titelbild auf seiner Facebookseite zeigt, wegen eines Feuchtigkeitsschadens. Es geht ans Komplett-Sortiment: 20 Prozent auf alles, auch die aktuelle Frühjahrs-Kollektion und bereits reduzierte Ware, Bekleidung für Damen in den Größen 34 bis 48, für Herren in den Größen 46 bis 58.
Mehrere Gründe spielen für den Entschluss, die Einzelhandels-Ära Peeren in St. Tönis zu beschließen, eine Rolle: „Der Mietvertrag läuft Ende Juli aus und ich hätte nochmals für drei weitere Jahre verlängern können…vielleicht auch für ein Jahr. Nach guter Überlegung habe ich mich aber jetzt entschlossen, in den Ruhestand zu gehen.“
Im September 2018, während eines Urlaubs, habe er die Schließung mit seiner Frau, die bereits in Rente sei, durchgesprochen. Sie habe neben den beiden Mitarbeiterinnen immer wieder ehrenamtlich im Geschäft geholfen. „Es ist der Punkt erreicht, an dem man lange genug gearbeitet hat“, sagt Peeren. „Ich möchte noch etwas vom Leben haben.“
Pläuschken mit den Kunden
sind weniger geworden
Genießen werde er auf jeden Fall, dass er nicht mehr jeden Tag parat stehen müsse, sich mehr den Hobbys, seinem Garten, dem Laufen und dem Reisen widmen könne. Und das Gespräch mit den Kunden? „Ja, das werde ich vermissen, auch wenn die Pläuschken weniger geworden sind. Manche Kunden scannen das Sortiment im Laden in 20 Sekunden und gehen weiter.“
Peeren ist eine von rund zehn Textiladressen in der St. Töniser Innenstadt. Das Geschäft mit der Mode sei in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Peeren glaubt, dass es den Textileinzelhandel bis auf teure Nobelgeschäfte auf Dauer komplett nur noch online geben werde.
Irgendwie ist er auch erleichtert, dass er das Familienunternehmen nicht einer vierten Generation Peeren überschreiben muss. Seine Söhne sind im Maschinenbau und der Elektrotechnik zu Hause.
Am 31. Juli ist für Mode Peeren Schluss. Ulrich Peeren freut sich danach auf den ersten Wanderurlaub mit seiner Frau. „Es geht nach Tirol.“
Interessenten für das Ladenlokal soll es bereits geben. Jemand überlegt, einen Bioladen zu eröffnen. Aber Konkretes weiß Peeren nicht.
Und was wird aus der langjährigen Verbindung von Peeren mit dem Werbering St. Tönis? Gemeinsam mit Stefan Robben, 1. Vorsitzender, und Rino Caruana, 2. Vorsitzender, ist Peeren noch im Werbering-Vorstandsteam für die Buchhaltung tätig. Der Rücktritt der Drei ist beschlossene Sache. Nach dem Frühlingsfest in St. Tönis Ende März soll es so weit sein. Im April steht die außerordentliche Werbering-Mitgliederversammlung an.
Ulrich Peeren kann sich vorstellen, weiter für den Verein tätig und aktiv zu sein. Für die Buchhaltung, aber ohne Vorstandsverantwortung, betont er nicht ohne einen Anflug von Ironie: „Ich freue mich darauf, donnerstags bei Fontanella einen Kaffee trinken oder bei Stadtfesten durch die Hochstraße schlendern und über die Stände schimpfen zu können.“