Stadtgeflüster: Hüpfende Strohrollen, König Fußball und abfällige Sprüche

Vom privaten Kampf gegen Hunde-Hinterlassenschaften und Applaus während eines Gottesdienstes.

Willich/Tönisvorst. „Rollin’, rollin’, rollin’“ heißt es in einem bekannten Western-Song, der auch im Film-Klassiker „Blues Brothers“ vorkommt.

An diesen Song musste der Stadtflüsterer denken, als ihm WZ-Fotograf Friedhelm Reimann ein Foto von Strohballen an der Schlufftrasse in Vorst zeigte.

Nachdem die Landwirte Gerste und Weizen eingefahren haben, sind nun die Rundballen mit einem Gewicht von mehreren Zentnern zu pressen. Sehen sie nicht aus, als könnten sie jederzeit losrollen?

Zur Selbsthilfe gegriffen hat eine Anliegerin des Alleenradwegs in Höhe Schiefbahn-Niederheide: Weil sie sich immer wieder über die Hinterlassenschaften von Hunden auf und am Weg ärgerte, holte sie sich bei der Stadt Hundetüten, eine Zusage auf Nachschub und die Erlaubnis, aktiv zu werden.

Dann bastelte sie eine entsprechende Tütenstation. Nicht nur der Stadtflüsterer hofft, dass die Aktion bei den Hundebesitzern (nicht die Hunde sind die Umwelt-Ferkel) auf Beachtung stößt . . .

Erinnern Sie sich an den „Fabelhaften Fab“? Das ist der ehemalige Investment-Banker Fabrice Tourre, der neben üblen Finanz-Transaktionen bei Goldman-Sachs noch viel üblere Sprüche gedroschen hat. Zum Beispiel den, in dem er erklärte, er habe Schrottpapiere sogar an „Witwen und Waisen“ verkauft.

Das gab’s nicht nur in New York, sondern auch im nahen Düsseldorf. Ein Zeitzeuge aus Willich erinnert sich noch ganz genau, im Börsenraum der West LB gewesen zu sein. Wo’s gerade mächtig Stress gab. Da wurde ein Börsen-Broker von einem Mitarbeiter angesprochen.

Was ihm offenbar mächtig auf den Keks ging und weshalb er folgende Antwort „herausschoss“: „Was nervst Du mich mit so einer Kleinigkeit. Das ist eine Sache mit zehn Millionen Euro. Das ist was für die Lehrlinge.“ Der Mann aus Willich zog seine Konsequenzen: „Ich vertrau’ im Lebtag nie mehr Menschen mein Geld an, die keinen Respekt davor haben.“

Leider ist nicht bekannt, ob besagter Broker seinen Job immer noch macht. Jedenfalls macht er ihn wahrscheinlich nicht bei der früheren Bank. Sollte er inzwischen arbeitslos sein und einen Job suchen — der Stadtflüsterer empfiehlt ihm, es nach dem Crash der Düsseldorfer Bank mal bei der Müllabfuhr zu probieren.

Sie haben viel erlebt, die Pilger aus dem Kreis Viersen, die zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro gereist waren. Erstaunt waren sie allerdings bei den Gottesdiensten: „Trotz gleichen Messablaufes war die Atmosphäre dort eine ganz andere, es gab keine Orgel, dafür sang der Priester beim Einzug und stimmte auch während der Messe alle Lieder an“, berichtet Marianne Heymowski. Besonders überrascht waren die Besucher allerdings, als die Gemeinde nach der Wandlung applaudierte.

Da macht sich der ehemalige Tönisvorster Stadtdirektor Günter Scheuer schon mal auf die Reise zum Borussia-Park nach Mönchengladbach. Und findet dort auch ganz schnell neue Freunde. Das glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich das Foto mal an, das den Tönisvorster Pensionär und Rechtsanwalt mit VfL-Trainer Lucien Favre zeigt. Der hatte sich bereitwillig mit Scheuer ablichten lassen — nicht, weil er einen guten Anwalt braucht, wie böse Zungen behaupteten.

Ein Tönisvorster kommt rum: Künstler Christoph Sattler packt seinen Radierzyklus zur Erschaffung der Welt „Genesis“ ein und in der evangelischen Kirche Osterath wieder aus, um sie dort der Öffentlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig werden im Gemeindesaal ältere und neueste Blätter von Sattler zu sehen sein. Für alle, die 15 Kilometer von Tönisvorst nach Osterath nicht scheuen:

Die Vernissage ist am 8. September um 11.15 Uhr. Bis 6. Oktober kann man Sattlers Werke dort sehen. Geöffnet ist werktags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 02159/50442. „Vornehme Zurückhaltung ist nicht angebracht“, sagt der Künstler.

„Beide Teile der Ausstellung bieten viel Stoff für Gespräche und Diskussionen und auch zum Erwerb von Bildern, deren man nicht so schnell müde wird.“ Sattlers traditionelle Werkstattausstellung, die sonst Mitte August stattfindet, verschiebt sich auf Mitte Oktober.

Man glaubt’s kaum, aber es gibt tatsächlich Gastronomie-Betriebe, in denen es demokratisch zugeht, teilweise jedenfalls. Ein solcher ist „In Vino Veritas“ an den Holterhöfen bei Willich. Ab sofort gibt’s dort auf dem Hof Bier. Weizen, Pils und Alt. Noch ist nicht entschieden, welchen Gerstensaft es aus dem Zapfhahn geben soll.

Da können die Kunden Wünsche äußern. „Wir schwanken zwischen Radeberger und Warsteiner“, heißt es in einer Meldung von Wirtin Gabriela Böckermann. Und als Alt möchte sie Bolten Ur Alt anbieten. Wer will, kann sich beteiligen und schreiben. Der Stadtflüsterer trinkt gerade gemütlich sein Bitburger aus und beginnt mit dem Nachdenken.

Keine Frage, es war heiß in der vergangenen Woche. Sehr heiß. Was dazu führte, dass man sich ohne Kopfbedeckungen kaum der Sonne aussetzen konnte. Sogar Skulpturen soll es dem Vernehmen nach zu heiß geworden sein. Einen Beleg für diese Behauptung fand WZ-Fotograf Friedhelm Reimann in der Einfahrt der Familie Lünger, die bei Vorst wohnt. Dort trug sogar der Löwe aus Stein eine Mütze.